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Literatur

LGBTQ+, Rezensionen

Shuggie Bain von Douglas Stuart

Shuggie Bain hat 2020 den Booker Prize erhalten. Die Geschichte hat die Literaturwelt bewegt, doch hat sie auch mich bewegt?

ISBN9783446271081
Seiten491 Seiten
VeröffentlichtAugust 2021
Verlag/HerstellerHanser Berlin
AutorDouglas Stuart
ÜbersetzerÜbersetzt von Sophie Zeitz

huggie ist anders, zart, fantasievoll und feminin, und das ausgerechnet in der Tristesse und Armut einer Arbeiterfamilie im Glasgow der 80er-Jahre, mit einem Vater, der virile Potenz über alles stellt. Shuggies Herz gehört der Mutter, Agnes, die ihn versteht und der grauen Welt energisch ihre Schönheit entgegensetzt, Haltung mit makellosem Make-up, strahlend weißen Kunstzähnen und glamouröser Kleidung zeigt – und doch Trost immer mehr im Alkohol sucht. Sie zu retten ist Shuggies Mission, eine Aufgabe, die er mit absoluter Hingabe und unerschütterlicher Liebe Jahr um Jahr erfüllt, bis er schließlich daran scheitern muss. Ein großer Roman über das Elend der Armut und die Beharrlichkeit der Liebe, tieftraurig und zugleich von ergreifender Zärtlichkeit.

Hanser Verlag

Dieser Roman hat mich im wahrsten Sinne des Wortes fertig gemacht. Diese Worte gehen mir nicht aus dem Kopf. Seit Tagen beschäftigt mich schon Shuggie Bain und die letzte Seite ist schon eine Weile her und trotzdem ist der Roman noch präsent.  Auf den ersten Blick ist dieser Roman eine typische Mutter-Sohn-Beziehung, denn Shuggie (eigentlich Hugh) versucht seiner Mutter zu helfen.

Seit sie ihren ersten Ehemann verließ und ins Unglück stürzte, ist ihr bester Freund Alkohol. Shuggie versucht sich in der Arbeiterklasse in Glasgow zu beweisen und seine Mutter zu unterstützen. Seine Halbgeschwister haben sich von der Familie isoliert, da sie immer toxischer wurde.

Der Autor porträtiert uns eine triste graue Welt. Die einzelnen Schattierungen sind Armut, Missbrauch, Sucht und natürlich Schmerz.  Und doch steckt in diesen traurigen, schweren Seiten ein Funke Hoffnung. Die Hoffnung das es Agnes und Shuggie besser gehen wird, doch in der Zeit der eisernen Lady ging es vielen nicht gut. Douglas Stuart erzählt bildhaft und man sieht Shuggies Welt vor den eigenen Augen. Man sieht, wie er als Jugendlicher in der Schule behandelt wird (weil er sich an die vorgegebenen Normen anpasst) und wie es im Elternhaus zugeht und vor allem viele Männer ihm Leid antun und wie viel Leid Agnes zugetragen wird. Wir beobachten die Gesellschaft, wie sie sich gegenseitig zerfleischt. Manchmal muss man in dieser traurigen Welt trotzdem lächeln. Doch für diese Geschichte muss man bereit sein.

Sie erfordert eine Menge Kraft. Roxanne Gay vergleicht das Buch mit „A Little Life“ von der Intensität her, stimmt dieser Vergleich bestimmt. Selten hat mich ein Buch so bewegt und so nachdenklich gestimmt. Für viele eine harte Lektüre, doch sie ist jede Mühe wert.

Zum Schluss stiegen mir noch mehr Tränen in die Augen, als ich herausgefunden habe, das diese Geschichte zum Teil autobiographisch ist.

Die Geschichte ist definitiv deprimierend, doch auch im tiefsten Schatten gibt es immer einen Lichtschimmer. Hier wird uns aber auch gezeigt, wie viel eine Sucht uns nehmen kann.