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Willkommen bei Rainbookworld – Wo queere Geschichten zuhause sind

Das aktuelle Bild hat keinen Alternativtext. Der Dateiname ist: LOUD-AND-PROUD-BOOKFESTIVAL.png

Rainbookworld ist mehr als ein Name. Es ist ein Ort für Sichtbarkeit, ein Raum für queere Stimmen und ein Zusammenspiel von Projekten, die eines gemeinsam haben: die Liebe zur Literatur und die Überzeugung, dass queere Geschichten erzählt und gehört werden müssen.

Der Buchblog

Der Instagramblog ist das Herz von Rainbookworld. Hier geht es um queere Bücher, Rezensionen, literarische Gedanken und Autor*innenporträts. Es geht um Vielfalt, um Perspektiven, die oft übersehen werden, und um Geschichten, die berühren, empowern und herausfordern.

Queere Lyrik unter dem Namen Robyn Skye

Als Autor veröffentliche ich unter dem Namen Robyn Skye. In meiner Lyrik verbinde ich queere Identität mit Sprache; persönlich, poetisch, politisch. Mein neuer Gedichtband Nights & Daylight erscheint am 02. Mai 2025 und wird überall erhältlich sein. Die Texte erzählen von Selbstfindung, Neurodiversität und Queerness . Es ist eine sehr persönliche Sammlung und eigentlich ein Seelenstriptease.

Loud and Proud Bookfestival

Das Loud and Proud Bookfestival ist ein queeres Literaturfestival, das Raum schafft für Begegnungen, Diskussionen und gemeinsames Feiern. Queere Autor*innen stehen im Mittelpunkt, queere Geschichten werden laut. Denn Literatur ist auch eine Frage von Sichtbarkeit und Zugehörigkeit.

Rainbookworld vereint all diese Projekte. Es ist ein Dach für queere Literatur, für kreative Arbeit mit Haltung und für Menschen, die sich in Worten wiederfinden wollen.

Ein Ort zum Lesen, Schreiben und Existieren. Queer. Laut. Sichtbar.

Vielleicht ist Rainbookworld irgendwann ein Verlagsname. Vielleicht wird es eine Rainbookworld Buchbox geben. Was auch immer noch kommt …. die Vision bleibt.
Rainbookworld existiert seit knapp zehn Jahren und entwickelt sich weiter. Mit jedem Buch und jeder Idee.

Rainbookworld wird niemals schweigen.

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Lound and Proud Bookfestival 2025 – Interview mit Ian Raine

Wie kam dir die Idee zu „Save my Drowning Dreams“? War zuerst Amélie da, das Kino oder Adair?


Ich glaube, Amélie und das Kino kamen Hand in Hand mit einer ganz zentralen Figur: Amélies Vater. Ich hatte dieses Bild im Kopf von einer trauernden Tochter, die das Erbe ihres Vaters bewahren möchte. Und Amélies Vater, einem Eigenbrötler, der seine Familie über alles liebt und sich manchmal zu sehr in den Träumen verliert, die er unermüdlich jagt. Die Geschichte, die daraus entstanden ist, hat sich über die letzten zwei Jahre weiterentwickelt. Das ist auch der Grund, weswegen Adair als allerletztes entstanden ist, denn Adair war für fast den kompletten Erstentwurf ein grundauf anderer Charakter, mit ganz anderem Background, Problemen und Ambitionen – und sogar einem anderen Namen.

Wenn du Amélie in drei Worten beschreiben müsstest, welche wären das?

Leidenschaftlich – Verträumt (im besten Sinne) – Familienmensch.

Adair scheint das komplette Gegenteil von ihr zu sein. Was hat dich an dieser Dynamik gereizt?

Natürlich fliegen anfangs die Funken, aber ich glaube, Amélie und Adair müssen auch einfach erst realisieren, dass sie im Inneren gar nicht so gegensätzlich sind, wie sie vermuten. Grundsätzlich reizt mich aber an solch gegensätzlichen Dynamiken die Möglichkeiten, die das in der Charakterentwicklung eröffnet – immerhin hilft vielleicht genau der gegensätzliche Blickwinkel, um Dinge in ein ganz neues Licht zu rücken.

Das kleine Kino wirkt fast wie eine eigene Figur im Roman. Gibt es einen Ort in deinem Leben, der für dich ähnlich viel bedeutet?

Ich glaube, das Kino ist, aus meiner Perspektive, viel weniger eine eigene Figur als ein Spiegel, für die Figuren im Roman. Der Name bedeutet übersetzt „Palast der Träume“, und so ist das Kino auch zu einem Ort geworden, in dem Träume sich entwickeln, in dem Emotionen gefühlt und verarbeitet werden dürfen. So einen Ort habe ich in meinem Leben aktuell nicht, aber ich versuche mir meinen eigenen, kleinen „Palast der Träume“ zu bauen, der mich auf Schritt und Tritt begleitet – in mir.

In der Geschichte geht es um Trauer, Nähe und zweite Chancen. Welche Szene hat dich beim Schreiben emotional am meisten berührt?

Am meisten berührt hat mich, denke ich, der Moment, in dem die Leser*innen gemeinsam mit Adair den Moment seiner Nahtoderfahrung wieder besuchen, und herausfinden, was wirklich geschehen ist. Auch ein sehr emotionaler Moment ist für mich der Epilog – so oder so, bin ich sehr gespannt wie die Leser*innen auf diese Momente reagieren werden.

Wenn dein Roman verfilmt würde, welcher Song müsste auf jeden Fall im Soundtrack sein?

Auf jeden Fall La Foulé von der legendären Edith Piaf! Amélie verbindet das Lied stark mit ihrem verstorbenen Vater, und ganz davon unabhängig, passt die Mischung aus melancholischer Stimmung und beschwingter Musik perfekt zur Handlung. Immer wenn ich das Lied höre, sehe ich Amélie und ihre Familie gemeinsam dazu tanzen.

BookTok oder Bookstagram lieben intensive, emotionale Stories. Wie findest du es, wenn Leser*innen deine Figuren auseinandernehmen oder feiern?

Ich glaube, wie jede*r Autor*in finde ich es toll, wenn Leser*innen mit meinen Figuren interagieren. Immerhin bewegen meine Charaktere ganz echte Probleme, egal wie fiktiv die Geschichte ist. Und es ist immer schön zu sehen, wenn Leser*innen emotional abgeholt werden. (Und ja, auch ich möchte manche Figuren manchmal einfach nur Boxen)

Welche Figur würdest du selbst gerne mal im echten Leben treffen und warum?

Wahrscheinlich Amélies Maman, weil ich sie sehr bewundere. Sie ist eine wunderbare Persönlichkeit, die viele schöne und traurige Dinge erleben durfte, die stark und elegant ist, aber auch sehr verletzlich. Sie beginnt im Hintergrund ihre eigene Reise. Es hat mir sehr viel Spaß bereitet, ihren Charakter und ihre Beziehung zu Amélie zu schreiben.

Was wünschst du dir, was Leser*innen fühlen, wenn sie das Buch zuschlagen?

Ich vermute, sie werden ein wenig traurig sein – warum genau, verrate ich natürlich nicht. Aber hoffentlich auch gemischt mit ganz viel bittersüßer Hoffnung und Optimismus. Wer mein Debüt gelesen hat, hat vielleicht schon eine Ahnung, dass ich nur ungern perfekt geglättete Happy Ends schreibe. Aber keine Sorge: Es gibt ein Happy End, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so aussehen mag.

Wie queer ist dein neues Buch?

Ich tue mir sehr schwer damit, Queerness zu leveln – das möchte ich nicht. Was ich jedoch sagen kann, ist Folgendes: Es gibt mehrere queere Charaktere – z. B. ist Adair bisexuell, kleidet sich auch mal androgyner, hat bereits Männer gedatet und verliebt sich in Amélie. Mir war es wichtig, auch mal queere Personen in Straight-passing-Relationships zu repräsentieren, immerhin wird ihnen oft von der Welt ihre Queerness abgesprochen.

In welchem Kinofilm bist du zuletzt gewesen?

Tatsächlich in Marvel’s Thunderbolts, der mich sehr positiv überrascht hat, und neben einer humorvollen Anti-Held*innentruppe mit einer erstaunlich emotionalen Repräsentation von Depressionen und Mental Health-Themen aufwartet. Ist also definitiv eine Empfehlung, wenn man auf Action mit Humor und trotzdem einer emotionalen Botschaft steht.

Loud and Proud Bookfestival

Loud and Proud Bookfestival – Interview mit Ali Kassemyar

Wie bist du auf den Titel „Wenn der Morgen anbricht“ gekommen? Hattest du den schon lange im Kopf oder kam er erst beim Schreiben?

Dieses Buch ist ja ein Spin-Off zu meiner ersten Dilogie. Diese Bücher hatten „Nacht“ und „Tag“ im Titel, und ich wusste, dass ich an diesem Schema unbedingt anknüpfen wollte. So sind der Verlag und ich nach einer Weile auf „Wenn der Morgen anbricht“ gekommen.

Was war dein erster Gedanke, als du das fertige Buch in den Händen gehalten hast?

Das fertige Buch in den Händen zu halten, ist immer ein besonderes Gefühl. Mein erster Gedanke ist meistens: „Wow, ich hab es geschafft. Aus dieser Idee ist tatsächlich ein Buch geworden!

Gibt es eine Figur im Buch, die dir besonders nahe steht? Vielleicht sogar ein bisschen autobiografisch?

Eine schwierige Frage, weil mir eigentlich alle Figuren sehr nahstehen. Diese Freundesgruppe war nämlich schon lange vor meinem Debüt in meinem Kopf. Wenn ich jedoch einen von ihnen wählen müsste, dann wäre es Chris. Er hat etwas an sich, was mich wahnsinnig berührt.

Gibt es eine Stelle im Buch, bei der du heute noch Gänsehaut bekommst, wenn du daran denkst?

Ja, aber die behalte ich lieber für mich, weil sie sehr wichtig ist und spoilern würde.

Viele deiner Leser*innen sprechen über die emotionale Tiefe des Buches. Gibt es eine Szene, die dir beim Schreiben besonders schwergefallen ist?

Ja, besonders das Ende ist mir sehr schwergefallen. Was daran liegt, dass meine Protagonisten sich wahnsinnig öffnen und harte Entscheidungen treffen müssen. Zwar gingen mir die Seiten leicht von der Hand, aber mental war es eine Challenge, weil ich sehr mit ihnen mitgefühlt habe.

Wenn dein Buch ein Film wäre, welche Songs müssten auf jeden Fall auf dem Soundtrack stehen?

Meine Top-3-Songs wären auf jeden Fall „Fire On Fire“ und „Pray“, beide von Sam Smith, sowie „No Matter What“ von Calum Scott.

Was sind eigentlich deine liebsten Tropes beim Lesen? Slowburn, Second Chances, Enemies to lovers?

Ich glaube, ich bin ein besonders großer Fan von Tropes, die die Verbindung der Protagonisten fast schon schicksalhaft erscheinen lassen. Best friends to lovers, weil da schon so viel Intimität zwischen den Protagonisten existiert, bevor sie sich verlieben. Second Chance, weil es nun mal sein soll, auch wenn die Umstände damals schwierig waren. Found family, weil man seine wahre Familie manchmal noch finden muss.

Was wäre dein persönlicher Traum für „Wenn der Morgen anbricht“? Ein viraler TikTok-Trend, ein Verlagsdeal im Ausland oder einfach Menschen, die sagen, dass sie sich in der Geschichte wiedergefunden haben?

Mein Traum für dieses Buch wäre natürlich, dass es viral geht und möglichst viele Lesende erreicht. Nicht unbedingt, weil es mir um den Erfolg geht (wobei das natürlich auch eine Rolle spielt, wenn man sich auf dem Markt halten will), sondern weil ich glaube, dass die Message hinter diesem Buch besonders wichtig ist. Und ich hoffe, dass sie so viele Leute wie möglich erreicht.

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Loud and Proud Bookfestival 2025 – Interview mit Alicia Zett

Was war der allererste Funke der Idee für Camp Rainbow? Erinnerst du dich noch daran?

Tatsächlich wollte ich schon lange über ein Camp schreiben, weil ich das Setting an sich sehr gerne mag. Ich selbst habe früher Kirchen Camps besucht und es geliebt, am Lagerfeuer zu sitzen, in der Natur zu sein und nur von Gleichaltrigen umgeben zu sein. In meinem Camp kommt dann natürlich noch der queere Aspekt hinzu. Bedeutet: Jede Person darf sie selbst sein und muss keine Angst vor Queerfeindlichkeit haben.

Wenn du selbst eine Woche im Camp verbringen dürftest, was wäre deine Lieblingsaktivität?

Oh, ich könnte mich nur schwer zwischen all den AGs entscheiden. Aber vermutlich würde ich Flo zum Bouldern begleiten und mit im Orchester spielen (wenn meine Klarinetten Skills dafür noch gut genug sind.

Gibt es eine Figur, in der besonders viel von dir selbst steckt?

Ja, die gibt es. Lila. Aber die lernt ihr alle erst so richtig in Band zwei kennen, deshalb verrate ich hier nicht zu viel über sie

Gab es beim Schreiben eine Szene, die dir besonders leicht oder schwer gefallen ist?

Ich habe die Szenen geliebt, in denen Malin so richtig schön tollpatschig war. Die Einhornunterhosen Szene zum Beispiel, oder der Spaziergang mit Flynn um den See herum. Die Szenen mit Nora habe ich allesamt sehr gerne geschrieben, aber ich glaube, meine liebste war die letzte. Also das Kapitel, in dem Malin wieder zu Hause ist und auf Lila trifft. Schwer gefallen ist mir hingegen der Anfang. Weil ich das Buch geschrieben habe, während es mir selbst nicht so gut ging und es super locker und leicht werden sollte. Diese Diskrepanz war schwer, aber ich habe es geschafft – hoffe ich 

Welche Musik hast du beim Schreiben von Camp Rainbow gehört?

Die Playlist findet sich vorne im Buch, aber tatsächlich habe ich beim Schreiben kaum Musik gehört und wenn doch, dann Klaviermusik ohne Gesang, weil mich das meist zu sehr ablenkt.

Was würdest du den Camp-Bewohner*innen mit auf den Weg geben, wenn du ihnen real begegnen könntest?

Ich würde ihnen sagen, dass sie die Zeit dort unbedingt genießen sollen. Die Sommer gehen viel zu schnell vorbei und dann sind sie erwachsen und können das Camp höchstens noch als Betreuungspersonen besuchen

Gab es beim Schreiben einen Überraschungsmoment, der dich selbst emotional gepackt hat?

Ja, das Ende mit Lila. Das war in dieser Intensität nicht geplant und ich musste weinen, als ich es geschrieben habe.

Wenn du Camp Rainbow mit drei Hashtags beschreiben müsstest, welche wären das?

#Queerjoy #friendship #campvibes

Stell dir vor, dein Buch wird verfilmt. Welche Schauspieler*innen würdest du gerne in den Hauptrollen sehen?

Oh, bei solchen Fragen bin ich immer planlos. Ich bin so schlecht darin, mir Namen zu merken. Mir wäre nur wichtig, dass die Figuren ungefähr gleichalt sind und verstehen, wie sich die Figuren fühlen. Die eine perfekte Besetzung für Malin habe ich nicht, aber vielleicht ja jemand in den Kommentaren?

    Was wünschst du dir, was Leser*innen aus Camp Rainbow mitnehmen

    Camp Rainbow soll Spaß machen, es soll einen mit offenen Armen empfangen und durch einen bunten Sommer tragen, den viele von uns sich früher immer gewünscht, aber nie erlebt haben. Wenn ich das erreiche, dann bin ich zufrieden 

    Welche Bedeutung hat queere Sichtbarkeit für dich persönlich und wie spiegelt sich das in Camp Rainbow wider

    Queere Sichtbarkeit bedeutet mir alles. Das klingt jetzt vielleicht hochtrabend, aber jedes einzelne Mal, wenn ich über queere Figuren lese, diese in Serien oder Filmen, oder auch im echten Leben auf der Straße sehe, dann blüht etwas in mir auf. Ich fühle mich nicht mehr allein. Ich fühle mich verstanden und zugehörig und weniger seltsam. Das ist etwas, das ich heterosexuellen cis Menschen immer wieder zu erklären versuche und das mir doch so schwer gelingt. Weil Gefühle zu beschreiben etwas anderes ist, als sie leibhaftig zu erleben. Wir alle verdienen Sichtbarkeit und, dass ich dazu beitragen darf, ist für mich das größte Privileg.

    Gab es Reaktionen von queeren Leser*innen, die dich besonders berührt oder motiviert haben?

    Jede einzelne Nachricht berührt mich, aber persönliche Begegnungen auf Lesungen sind immer noch einmal etwas ganz Besonderes. Da waren Menschen, die haben das Camp Shirt selbst designt und es während der Lesung getragen. Andere haben mir erzählt, wie sehr ich ihr inneres Kind mit diesem Buch geheilt habe. Wieder andere haben Malin gezeichnet, weil sie sich in ihr selbst wiedergefunden haben. All diese Momente sind es, die ich als Autorin unendlich schätze. Weil ich diese Geschichten genau deswegen schreibe

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      Loud and Proud Bookfestival 2025 – Interview mit Ava Reid

      Was brachte dich auf die Idee zu „The Fable for the End of the world?

      Es war ein Sammelsurium von Dingen! Ich wollte eine Hommage an die Hungerspiele und die anderen dystopischen Jugendromane schreiben, die ich als Teenager gelesen habe – das war der Grund, warum ich Autorin werden wollte. Ich interessierte mich besonders für das Leben der Karrieretribute in den Hungerspielen und dafür, wie ihre Erziehung als gehirngewaschene Kindersoldaten ausgesehen haben muss. Dies wurde zur Hauptinspiration für Melinoës Charakter.

      Auch viele persönliche Erfahrungen haben die Welt von New Amsterdam inspiriert, darunter meine eigene Kindheit in New York, die Erzählungen meines Vaters über das Aufwachsen in einem winzigen Bergdorf und der Hurrikan, der die Ostküste verwüstete, als ich auf der High School war. Erdrückende medizinische Schulden und extreme Einkommensungleichheit sind in Amerika so normal, dass es nicht schwer war, sich eine Zukunft vorzustellen, in der sie ihr extremes, unvermeidliches Ende gefunden haben.

      Welcher Trope ist dein Lieblingstrope?

      Enemies-to-lovers, natürlich!

      Was bedeutet für dich queere Sichtbarkeit in einem Genre, das lange Zeit von heteronormativen Normen geprägt war?

      Ich gehe an meine Bücher nicht mit einer Checkliste für die Darstellung oder mit der Absicht heran, die Menschlichkeit queerer Menschen zu beweisen – ich schreibe einfach Geschichten, die sich für mich sinnvoll anfühlen. Ich hoffe, dass sie sich auch für andere sinnvoll anfühlen, insbesondere für andere queere Menschen, aber letztendlich kann ich nicht kontrollieren, was die Leser in die Hand nehmen oder was sie aus meiner Arbeit mitnehmen. Queerness ist ein Teil meiner Arbeit, so wie jedes andere Element auch; andere literarische Techniken oder Motive oder Themen haben nur das Privileg, nicht politisiert zu werden.

      Ist Sprache für dich auch ein queerer Raum, in dem du dich selbst (wieder)entdecken kannst?

      Für mich ist der Stil untrennbar mit dem Inhalt verbunden, was im Zeitalter des tropischen und KI-gestützten Schreibens eine recht unpopuläre Auffassung ist. Ich wünschte, Autoren und Leser würden sich mehr Gedanken über die Sprache machen und die Ernsthaftigkeit schätzen, mit der man sich einem Stil verschreibt. Leider regieren Ironie und Respektlosigkeit den Tag. Mein sprachlicher Ansatz ist also durchaus seltsam im Sinne von unorthodox im gegenwärtigen literarischen Moment.

      Was bedeutet es, im aktuellen politischen Klima Geschichten zu erzählen, die queer sind?

      Ich versuche, nicht darüber nachzudenken, wie meine Bücher aufgenommen werden, denn das ist Gift für die Kunst. Natürlich bin ich mir bewusst, dass Fable der Zensur und dem Verbot von Büchern ausgesetzt sein wird, aber ich weigere mich, dem Faschismus noch mehr von meinem Kopf oder meinem Prozess zu überlassen. Ich bin der Meinung, dass Verleger weiterhin ehrliche, menschliche Bücher veröffentlichen sollten, unabhängig vom politischen Klima, und wenn die Gatekeeper der Branche zu viel Angst davor haben, müssen sie zur Seite treten und Platz für mutigere Leute machen.

      Wenn du die Welt deines Buches mit einem einzigen Taylor-Swift-Song unterlegen müsstest, welcher wäre es und warum?

      “ivy,” “my tears ricochet,” or “The Great War.” 
      Wer ist dein großes Vorbild?

      Wolf Glicke

      Wenn du dein Leben mit Taylor Swift Eras vergleichen müsstest, in welcher Era befindest du dich gerade?

      Ich befinde mich in meiner Lover Era, aber nächstes Jahr wird sicher meine Reputation Era sein.

      Was liest du momentan?

      Allison Safts Buch, „Immortal Game“ . Es handelt von einer Schachgroßmeisterin, die an einem vom König des Feenreichs veranstalteten Schachwettbewerb teilnehmen muss, um ihre Schwester zu retten. Es ist genauso phänomenal wie alle ihre Bücher, und ich kann es kaum erwarten, dass es im nächsten Frühjahr in die Welt hinauzieht!

      Wenn du einer jungen queeren Person, die heute schreibt und sich vielleicht unsicher fühlt, etwas mitgeben könntest, was wäre das?

      Du wirst niemals scheitern, wenn du schreibst, was für dich ehrlich und wahr ist. Schreibt über den Schmerz, die Verwirrung, die Tragödie, den Aufruhr. Schreibt über das Schwierige und das Unbequeme.

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      Loud and Proud Bookfestival – Interview mit Yael van der Wouden

      WAS HAT DICH DAZU INSPIRIERT DIE HANDLUNG AN EINEM – FAST CLAUSTROPHOBISCH WIRKENDEN ORT SPIELEN ZU LASSEN? WELCHE ROLLE SPIELT DAS HAUS FÜR ISABEL UND EVA- IST ES NUR EIN SETTING, ODER MEHR EIN SPIEGEL IHRER INNEREN KONFLIKTE?

      Ich liebe einen guten „Haus-Roman“. Einige meiner liebsten modernen Klassiker – Forsters „Howards End“, Austen „Stolz und Vorurteil“ – sind eben solche „Haus-Romane“. Ein Haus wird geöffnet – wer zieht ein? Eine Frau stirbt und vererbt ihr Haus an eine Frau einer anderen gesellschaftlichen Klasse, was passiert? Die Frage wer nach „drinnen“ und wer nach „draußen“ gehört, sind jeder Geschichte einverleibt – denke ich. Wer hatte noch einmal gesagt, dass jede Geschichte entweder davon handelt, wie ein Fremder ins Dorf kommt, oder jemand das Dorf verlässt? Es ist die Idee Insider gegen Outsider, die gerade in Häusern so verlockend wirkt, da Häuser klar ein „Innen“ und ein „Außen“ abgrenzen. So werden die dumpfen Fragen nach Kultur und Identität in einem physischen Rahmen einfach erlebbar. Da sind die Wände – Hier ist das Dach – Dort ist die Tür. Ein Haus ist ein hervorragender Container. Dabei auch noch einer, der erfüllt von Konflikt ist, nicht nur historischer Konflikt, sondern auch von einem Inneren: Isabels Repression ist an das Haus gebunden. Solange sie das Haus instand hält, es putzt und ordentlich hält, so lange kann sie Chaotisches nicht erreichen – Das Verlangen zum Beispiel, welches sie versucht vor der Tür zu halten. Dann aber erreicht all das sie doch – in Evas Gestalt.

      N DEN LETZTEN KAPITELN BEDIENST DU DICH EINER NEUEN ERZÄHLERISCHEN DIMENSION IN FORM VON EVAS TAGEBUCHEINTRÄGEN. WIESO HAST DU DICH DAZU ENTSCHIEDEN, DIE PERSPEKTIVE ZU VERÄNDERN? WIE VERÄNDERT EVAS STIMME DIE WAHRNEHMUNG IHRER BEZIEHUNG ZU ISABEL UND IHRER POSITION IN EINER KONSERVATIVEN GESELLSCHAFT?

      Ich war mir eine ganze Weile nicht einmal sicher, ob wir die Perspektive überhaupt verändern müssen/sollten! Ich wollte nicht einmal einen neuen erzählerischen Blickwinkel – so viel der Spannung lebt gerade davon, dass wir in Isabels Perspektive feststecken – genau wie Isabel im Haus und in ihrem Leben feststeckt – aber doch habe ich irgendeine Möglichkeit der Expositionsflut gebraucht. Also bin ich immer wieder verschiedenste Möglichkeiten durchgegangen: Soll es ihr eine Tante sagen? Soll Isabel in Stadtarchiven fündig werden?

      Soll sie den Freund einer Freundin finden? Jede einzelne dieser Möglichkeiten erschien mir zu unsauber und weitläufig für eine Geschichte, die Großteils recht beengt erzählt wird. Die Idee mit dem Tagebuch kam mir dann mitten im Schreibprozess, als mir auffiel, dass Eva ständig ein kleines Notizbuch mit sich herumträgt. Am Anfang habe ich noch sehr mit dieser Idee gehadert, da sie mir zu prätentiös vorkam, doch je mehr ich schrieb, desto bewusster wurde mir, dass ich, um der Story gerecht zu werden, nah am Kern der Geschichte bleiben musste – dem Haus und allem darin. Das Tagebuch stellte so für mich als Autor*in eine unglaublich befreiende Kraft dar. Was für eine Erleichterung sich nach all den Kapiteln von Isabel zu trennen; zu Eva zu werden und dabei viel meiner Recherche über die Zeit nach dem Krieg einbauen und teilen zu können. Zudem sehen wir wie witzig, gemein und brillant Eva ist. Wenn wir nun also ihre Worte durch Isabels Perspektive lesen, ahnen wir, wie sie sie verletzen oder schockieren könnten. Diese Schichtung/Verwebung und den Effekt, den sie hat, hat mir sehr gefallen. So wurde es auch zu meinem Lieblingskapitel.

      DEINE GESCHICHTE SPIELT IM JAHR 1961 UND BEHANDELT DIE NACHWEHEN DES ZWEITEN WELTKRIEGES. WARUM WAR DIESE ZEIT BESONDERS INTERESSANT FÜR DICH? WIE HALLEN DIE THEMEN DIESER ZEIT: TRAUMA, VERDRÄNGUNG UND SOZIALE NORMEN IN ISABELS UND EVAS QUEERER IDENTITÄT WIEDER?

      Es war das erste große Stück Geschichte, dass man mir beigebracht hatte – die des Krieges und was danach passierte. Es ist die Geschichte meiner Familie, warum wir hierher und dorthin gegangen sind; es ist die Geschichte der Familien meiner Freunde, meiner ganzen Gemeinschaft. Ob es Juden waren, oder nicht – die Leben der meisten Niederländer*innen wurden durch die Nachkriegszeit auf die ein- oder andere Art geformt. Als ich dann auf die Uni ging, studierte und schrieb ich über Nachkriegsnarrativen und den Anteil, den sie an Literatur haben/den Platz, den sie in der Literatur einnehmen. Es war nur logisch, dass diese Zeit die Bühne meines ersten Romans gehören sollte. Das, und Liebe. Die Liebe ist, so wie ich denke, immer noch der Hauptstar der Show; Ich denke, unser Verlangen danach zu kontrollieren, wie wir uns an geschichtliche Ereignisse erinnern, kann man darin aufgefangen sehen, wie wir unsere eigenen Leben erzählen. Sozusagen ist die Art, in der wir uns verweigern, der Geschichte ins Auge zu sehen, gleichläufig mit der Art, in der wir Verlangen und Verdrängung begegnen wollen. Beide sind Kräfte, die eine Weile ruhen können, nicht aber für immer.

      DIE ANZIEHUNG ZWISCHEN ISABEL UND EVA BLEIBT OFT UNAUSGESPROCHEN, ABER FÜHLBAR. WAR ES DIR WICHTIG EINE QUEER LIEBESGESCHICHTE ZU ERZÄHLEN, DIE NICHT DEN KLASSISCHEN ERZÄHLWEISEN FOLGT? WELCHE HERAUSFORDERUNGEN ODER ÜBERLEGUNGEN HATTEST DU BEI DER DARSTELLUNG IHRER DYNAMIK?

      Mir war es wichtig eine queere Geschichte zu erzählen, die zu mir passt, sich dabei aufregend anfühlt und mich im Würgeriff hält. Ich schätze mich sehr glücklich, den Aufschwung queerer Literatur der letzten zehn Jahren mitbekommen zu haben – ich erinnere mich an die späten 90er, in denen es fast wie eine Detektivarbeit anmutete, Bücher mit queeren Verlangen zu finden, die am Ende nicht tragisch ausgehen. Wie wunderbar anders es jetzt ist! Dennoch finde ich mich oft in der Wahl zwischen einer Coming-of-age-Story und einer traurigen literarischen Geschichte wieder. Ab und an brauche ich genau das, doch habe ich aber das Gefühl es gibt noch so viel mehr zu erzählen. So schrieb ich das, wonach ich mich sehnte: dem Verlangen selbst, Mystery, Nervenkitzel, ohne dabei diese Elemente nur von einander abhängig zu machen, sondern zu einem wichtigen Teil des Plots werden ließ.

      DEIN DEBÜT WURDE VERDIENTERMAßEN AUF DIE SHORTLISTE DES BOOKER PRIZE GESETZT – WAS BEDEUTET DIR DIESE ANERKENNUNG? HAT DIE NOMINIERUNG DAS LICHT GEÄNDERT IN DEM DU DEINE ARBEIT AN KOMMENDEN PROJEKTEN SIEHST?

      Das alles ist für mich voll und ganz surreal. Es war mein größter Traum ein gutes Buch zu schreiben. Nicht nur irgendein Buch. Ich habe vor langer Zeit gelernt, genug Worte aus mir herauszuquetschen um einen Text als Buch gelten zu lassen, nur war er da noch nicht gut. Als ich dann ein Buch vor mir hatte, von dem ich überzeugt, war es, sei gut, wurde es mein größter Traum, dass es irgendjemand liest und als es wer las war mein nächster Schritt zu überlegen wäre es nicht schön, wenn man es verlegen würde? Ich war schon immer eine fleißige Leserin der Booker Prize Listen und des Women’s Prize, pflichtbewusste Literaturstudentin, wie ich eine war und natürlich bekommt man „ausgiebige Duschträume“ davon, eines Tages selbst auf genau diesen Listen zu stehen und Interviews zu geben, in denen man einfach nur perfekt und charmant wirkt. Es ist ein enormer Schock, wenn man plötzlich in genau dieses Fantasieland katapultiert wird – es veränderte mein Leben. Manchmal weiß ich gar nicht so genau, wie ich all dies in mir unterbringen soll: die Dankbarkeit, die Freude, den Horror gesehen zu werden, das Grauen vor dem nächsten Buch und an manchen Tagen kann ich es kaum zurückhalten!

      Rezensionen

      LOHNT SICH BOOKBOT?

      Werbung | Wie einige andere Blogger*innen habe ich die Gelegenheit bekommen, Bookbot gratis zu testen. Diese Bestellung wurde komplett von BookBot bezahlt. Beim Bestellprozess sieht man das Buch das man will, aber die Kategorien sind das größte Chaos. Dark Romance ist als Jugendbuch gelistet, Sachbücher teilweise bei den Romanen. Ich habe gefühlt Ewigkeiten gebraucht, bis ich meine Auswahl getroffen habe. Nutzer*innen sollen selbst Fehler melden. Entschuldigung, …. Ich erwarte eine korrekte Angabe von Verkaufsplattformen. Ebenso ordentliche Produktbilder und keine verschwommenen Fotos.

      Die Lieferung erfolgte relativ zügig über DHL.

      Das Paket enthielt leider viel unnötigen Plastikmüll. Es lag ein kleines Lesezeichen dabei

      Lieferkosten werden pauschal mit 1,99€ für die gesamte Bestellung berechnet. Finde ich in Ordnung.

      Buch 1: 9,39€

      Hier lagen noch Charakterkarten dabei, diese sind in der normalen Ausgabe nicht dabei.

      Ich gehe davon aus, das waren dann Blogger*innengoodies. Hier hätte man schon beim Ankauf stutzig werden müssen. Buch ist in top Zustand und definitiv ungelesen bisher.

      Manchmal geht man weit, um bei sich selbst anzukommen

      Am Anfang heißt Theo noch nicht Theo. Sondern weiß nur, da stimmt was nicht. Mädchenkleider fühlen sich an wie Maskerade. Ein maskulines Kostüm für die Comic Con ist irgendwie echter. Aber ist das alles nur eine Frage der Kleidung?

      Buch 2: (18,50€)

      Keine Mängel am Buch.

      Wirkt wie neu.

      Kosten waren vielleicht etwas hoch. In einer Facebookbücherflohmarktgruppe hätte ich diesen Preis niemals (zu nah am Neupreis) bezahlt. Da es zu meinem Blog passt, habe ich es mir im Rahmen dieser Kooperation “gegönnt”.

      Cleodora ist ein Niemand. Nach dem Tod ihres Vaters kann sie sich und ihre sterbenskranke Schwester kaum über Wasser halten. Sie wohnt in der glanzvollen Stadt Lutèce, doch deren Welt der magischen Talente ist für Cleo unerreichbar. Als sie von der berüchtigten Madame Dahlia beim Diebstahl erwischt wird, nimmt ihr Leben eine unglaubliche Wendung: Dahlia macht sie mit Hilfe eines Gesangstalents über Nacht zur gefeierten Sängerin an der Oper. Sie erlebt Galas und opulente Bälle. Je länger Cleo im Rampenlicht steht, desto weniger kann sie sich Dahlia entziehen. Sie soll für sie das Talent des verflucht gutaussehenden Vicomte Lenoir stehlen. Ein Talent, für das er nicht viel übrig zu haben scheint – jedoch umso mehr für Cleodora …

      Buch 3: Preis: 5,25€

      Ein schönes Paperback. Mit persönlicher Signatur, was auch nirgends angegeben gewesen ist. Mit Signaturen habe ich kein Problem, allerdings will nicht jeder Mensch ein signiertes Buch haben. Ebenso lag ein Lesezeichen drinnen. Jella Benks hat mich mit ihrer aktuellen Reihe begeistert, jetzt will ich mal ihre Dystopie lesen.

      Anziehung ist gefährlich, Liebe nur Illusion und einzig das System weiß, wer zusammengehört. Darauf vertraut auch Liah, bis sie ausgerechnet Arjan – dem zukünftigen Präsidenten – als Partnerin zugeteilt wird, einem Mann, den sie verachtet.

      Während sie sich in ihre vorbestimmte Rolle zwingt, zieht sie der geheimnisvolle Zayne in seinen Bann und bringt ihre Loyalität ins Schwanken. Gefangen in einem Strudel aus Rache, Verrat und düsteren Geheimnissen, muss Liah herausfinden, wer sich irrt.

      Das unfehlbare System oder ihr Herz?

      Buch 4: Preis: 2,37€

      Und zum Schluss ein englisches Taschenbuch. Viele loben die Geschichte und ich freue mich schon. Wurde definitiv schonmal gelesen. Für den Preis kann ich jetzt nichts meckern.

      Penny Paxton is the daughter of an icon. Her supermodel mother has legions of adoring fans around the world, and Penny is ready to begin her journey to international adoration, starting with joining the elite Dorian Drama School.

      When Penny’s new mentor offers her an opportunity she cannot refuse, to have a portrait painted by a mysterious artist who can grant immortal beauty to all his subjects, Penny happily follows in the footsteps of Dorian’s most glittering alumni, knowing that stardom is sure to soon be hers.

      But when her trusted mentor is found murdered, Penny realises she’s made a terrible mistake – a sinister someone is using the uncanny portraits to kill off the subjects one by one. As more perfectly beautiful students start to fall, Penny knows her time is running out . . .

      FAZIT

      Bookbot arbeitet schnell, aber nicht ordentlich in meinen Augen. Es gibt noch viele Feinheiten, die verbessert werden müssen. Vielleicht ein einheitliches System bei der Buchaufnahme. Grundsätzlich ist BookBot aber eine Innovation beim Secondhandbuchkauf. Durch die Bilder sieht man genau, in welchem Zustand die Ware ist. Jetzt muss das ganze kund*innenfreundlicher werden.

      Blogtour

      BLOGTOUR „HAEXED“ VON MURPHY MALONE – CASUAL QUEERNESS

      Auf meinem Instagramkanal habe ich euch schon den Roman „Haexed“ vorgestellt und heute ist die Blogtour auf meinem Instagramkanal zu Gast. Leider sprenge ich dort das Zeichenlimit mit meinem Beitrag über Casual Queerness. Let’s start.

      Guten Morgen und herzlich willkommen zur Blogtour zu „Haexed“ von Murphy Malone.

      Heute erzähle ich euch etwas über das Thema „Casual Queerness“. Der Beitrag wird etwas länger – ihr wisst ja, ich nutze Blogtouren gerne, um auch Sachthemen zu behandeln. Also, lasst uns direkt loslegen.

      Casual Queerness bedeutet, dass queere Charaktere einfach da sind. Ihre Queerness steht nicht unbedingt im Fokus der Handlung, sondern sie wird als selbstverständlich dargestellt. Dies erhöht die Sichtbarkeit. Und genau diese Sichtbarkeit brauchen wir für alle Gruppen der queeren Community.

      Ein Beispiel: Ein männlich gelesener Charakter bemerkt, dass ihm der Hintern eines anderen männlich gelesenen Charakters gefällt – und das war’s. Es wird nicht weiter thematisiert, es bleibt eine beiläufige Bemerkung. Das ist Casual Queerness.

      In „Haexed“ sehen wir das bei den Freund*innen von Celeste und Blaze. Murphy Malone hat mir beim Loud and Proud Bookfestival erzählt, dass ihr Umfeld sehr queer ist. Für viele queere Menschen ist es normal zu sagen: „Ich habe keinen Freund, sondern eine Freundin.“ Und das ohne weiter darauf einzugehen. Hetero-Menschen tun das ja auch nicht – es wird einfach als normal angesehen, ohne dass jemand nachfragt.

      Stellen wir uns vor, ich wäre ein Charakter in „Haexed“ und würde im VR-Awesome sitzen, einen Tee trinken und durch Grindr scrollen. Wenn Celeste das bemerkt und sagt: „Da sitzt ein Typ, der trinkt Tee und scrollt durch Grindr“, wäre das Casual Queerness. Es wird beiläufig erwähnt, dass ich queer bin, aber es wird keine große Sache daraus gemacht. Es spielt für die Handlung keine große Rolle. Es zeigt einfach queeres Leben ist unter uns.

      Zu diesem Thema gab es in der Buchbranche eine große Diskussion, die eine Bestsellerautorin *hust Marah Woolf hust* einfach nicht verstanden hat. Sie hat ein Video gemacht und mitgeteilt, das sie ihre Verfilmung abgesagt hat, weil eben alles queer gemacht wurde für Netflix. Eben mehr Sichtbarkeit für marginalisierte Gruppen. Gerade Netflix macht das oft und baut Queerness in Serien und Filme ein. (später mehr dazu) Nicht unbedingt spielt das eine große Rolle in den Projekten, aber die Sichtbarkeit ist da. Gerade das müssen wir in Zukunft immer mehr erreichen. Viele nicht marginalisierte Autor*innen haben Angst queere Charaktere in ihre Geschichten einzuarbeiten und machen es dann gar nicht. Sie haben Angst etwas falsch zu machen und einen Shitstorm zu bekommen. In meinen Augen muss man diese Angst nehmen und zu mehr Sichtabrkeit ermuntern. Denn alle können über alles schreiben, solange sie es mit Respekt tun. Sollte man sich mal nicht sicher sein, kann man ja Menschen aus der Community fragen, ob sie drüberlesen würden. Minzgespinst bspw bietet Sensitive Reading an. Sprich man schaut nochmal in einem eigenen Textdurchgang, das keine problematische Repräsentation im Text ist.

      Wenn wir über Casual Queerness sprechen, lohnt es sich, kurz einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Früher war queere Repräsentation in Filmen, Serien und Büchern entweder gar nicht vorhanden oder sie wurde stark problematisiert. Queere Charaktere wurden oft nur über ihre Sexualität definiert, und wenn sie denn vorkamen, dann oft in Form von Klischees oder als tragische Figuren. Coming-Out-Geschichten waren fast immer mit Drama und Konflikten behaftet. Was heute an Casual Queerness so erfrischend ist: Queere Charaktere sind einfach da, ohne dass ihre Queerness ein Problem ist, das gelöst werden muss. Das ist ein enormer Schritt nach vorne. Casual Queerness zeigt, dass queere Menschen auch ohne Leidensgeschichte existieren und einfach Teil des Alltags sind – genauso wie alle anderen auch

      Ein interessanter Punkt, der oft diskutiert wird, ist der Unterschied zwischen expliziter Queerness und Casual Queerness. Beide haben ihren Platz und beide sind wichtig. Während explizite Queerness oft genutzt wird, um wichtige Geschichten über queere Identität zu erzählen – zum Beispiel Coming-Out-Geschichten oder der Kampf gegen Diskriminierung –, zielt Casual Queerness darauf ab, queere Menschen als normalen Teil der Gesellschaft zu zeigen. Beide Ansätze ergänzen sich wunderbar. Es ist absolut wichtig, Geschichten zu erzählen, die queere Erfahrungen ins Zentrum stellen, aber genauso wichtig ist es, einfach zu zeigen, dass Queerness existiert, ohne dass sie immer im Mittelpunkt stehen muss. Die Balance aus beidem führt zu einer ganzheitlichen und vielfältigen Repräsentation.

      Natürlich gibt es auch Kritik an Casual Queerness. Einige befürchten, dass diese Form der Darstellung die Herausforderungen und Kämpfe, denen queere Menschen in der realen Welt begegnen, unsichtbar macht. In einer Welt, in der Diskriminierung, Homophobie und Transphobie noch immer alltäglich sind, könnte es als problematisch angesehen werden, Queerness einfach nur nebenbei zu erwähnen, ohne den Schwierigkeiten, mit denen die queere Community konfrontiert ist, genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Es ist daher wichtig, dass sowohl Casual Queerness als auch explizitere Darstellungen von queeren Lebensrealitäten ihren Platz in der Literatur und den Medien finden. Die eine Form der Repräsentation sollte die andere nicht ausschließen, sondern ergänzen.

      Ein weiterer interessanter Aspekt ist, wie Casual Queerness in verschiedenen Kulturen dargestellt wird. Während wir in westlichen Ländern immer mehr queere Charaktere in alltäglichen Rollen sehen, ist das in anderen Teilen der Welt oft noch nicht der Fall. In einigen Ländern wird Queerness noch immer tabuisiert oder gar kriminalisiert, was dazu führt, dass queere Charaktere entweder gar nicht existieren oder sie stark zensiert werden. Es wäre spannend, sich anzuschauen, wie Casual Queerness auch in anderen Kulturen umgesetzt werden könnte und welche Herausforderungen dabei auftreten. Gerade in globalen Produktionen von Netflix und Co. zeigt sich, dass diese Art der Repräsentation langsam auf dem Vormarsch ist – auch in Ländern, in denen das Thema noch sensibler ist.

      Und von Netflix habe ich Beispiele für euch. Auch wenn ich nicht viele Serien schaue.

      Ein großartiges Beispiel für Casual Queerness ist die Serie „Heartstopper“. Diese Coming-of-Age-Geschichte zeigt, wie queere Identitäten ganz selbstverständlich in den Alltag der Charaktere eingebaut werden. Während die Serie teilweise explizit auf Themen wie Coming-out eingeht, gibt es viele Momente, in denen queere Beziehungen einfach als Teil der Handlung akzeptiert werden, ohne dass viel Aufhebens darum gemacht wird. Nick und Charlie, die Hauptcharaktere, entwickeln ihre Beziehung auf natürliche Weise, und ihre Queerness wird als normaler Teil ihrer Jugend dargestellt. Auch andere Charaktere, wie Elle und Tao, zeigen, wie unterschiedlich queere Identitäten in Freundschaftsgruppen gelebt und angenommen werden können, ohne dass immer ein großes Drama daraus entsteht.

      Ein weiteres Beispiel ist „Brooklyn Nine-Nine“. Captain Holt ist schwul, aber das ist nicht das zentrale Thema seiner Figur. Er ist einfach ein brillanter Polizist und Vorgesetzter, dessen Queerness genauso selbstverständlich dargestellt wird wie alle anderen Aspekte seiner Persönlichkeit.

      Solche Darstellungen tragen dazu bei, queere Identitäten im Mainstream zu normalisieren.

      Für viele queere Menschen bedeutet das, sich in den Medien widergespiegelt zu sehen, ohne dass ihre Identität auf ein Klischee oder eine stereotype Darstellung reduziert wird. Es trägt dazu bei, dass queere Menschen sich als selbstverständlichen Teil der Gesellschaft sehen können, und fördert damit ein positives Selbstbild. Genau das ist es, was viele marginalisierte Gruppen brauchen: Repräsentation, die sie zeigt, ohne ständig erklären zu müssen, warum sie so sind, wie sie sind.

      Murphy Malone hat das in Haexed einfach großartig umgesetzt. Es gibt auch Queerfeindlichkeit, aber eben viele viele tolle Momente in denen gezeigt wird. Queer sein ist einfach normal. Solltet ihr Haexed schon gelesen haben, gibt es jetzt noch ein paar Buchtipps für euch.

      “Der Orden des geheimen Baumes”

      von Samantha Shannon

      In diesem epischen Fantasy-Roman sind mehrere Figuren queer, darunter Sabran und Ead. Ihre sexuelle Orientierung wird

      normal betrachtet, ohne dass es große Konflikte oder Coming-out-Momente gibt. Die Queerness der Charaktere ist ein natürlicher Bestandteil der Welt, und der Fokus liegt auf den politischen und magischen Konflikten.

      “Ich bin Gideon” von Tamsyn Muir

      In dieser Sci-Fi/Fantasy-Geschichte sind die Hauptcharaktere, darunter Gideon und Harrow, queere Frauen, aber ihre Sexualität ist kein zentrales Thema der Handlung. Die Geschichte dreht sich um Nekromantie, Intrigen und Rätsel, wobei die Identitäten der Figuren nur beiläufig erwähnt werden. Die Queerness ist in der Handlung integriert, aber spielt keine dominante Rolle im Verlauf der Ereignisse.

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      Die schönste Version – Einer der besten Romane des Jahres

      gebunden , 272 Seiten

      EAN 9783498006952

      Veröffentlicht Juli 2024

      Verlag/Hersteller Rowohlt Verlag GmbH

      Beschreibung

      Die späten Nullerjahre, frühen 2010er Jahre in einer ostdeutschen Kleinstadt: Die schönste Version erzählt die Geschichte von Jella und Yannick, von der ersten großen Liebe, die alles richtig machen will. Bis es kippt. Wieder zurück in ihrem Kinderzimmer fragt Jella sich, wie es so weit kommen konnte. Sie schaut noch einmal genauer hin: auf ihr Aufwachsen in der Lausitz. Kleinstadt und Kiesgruben, Gangsterrap und Glitzerlipgloss. Auf Freundinnen, die sie durch so vieles trugen. Und auf den Moment, in dem Yannicks Hände sich um ihren Hals schlossen. Die schönste Version ist die Geschichte eines Erwachens, Erkennens, Anklagens, eine große Introspektion: Ruth-Maria Thomas schreibt über das Frauwerden, Frausein, von Körpern, Begierden und tiefen Abgründen. Mit stilistischer Brillanz, großer Leichtigkeit und Drastik erzählt Ruth-Maria Thomas in ihrem funkelnden Debütroman von den schönsten Dingen. Und den schrecklichsten.
      «Ich bin beeindruckt – von der Intensität dieses Romans und der Hartnäckigkeit, mit der Ruth-Maria Thomas das Schicksal ihrer Heldin Jella zu ergründen sucht.» Julia Schoch (Das Liebespaar des Jahrhunderts, dtv 2023) «Ich wünschte, es hätte dieses Buch schon in meiner Nachwendejugend gegeben. Hier steckt so viel Wissen drin, was damals schmerzlich fehlte.» Hendrik Bolz (Nullerjahre, Kiwi 2022)
      «Ich hatte mir das alles anders vorgestellt: Yannick und ich hätten einfach nur in unserer schönen hellen Wohnung gelebt, viele Pflanzen, gesundes, kräftiges Grün. Es hätte für immer nach der Minze von unserem Balkon geduftet, wir hätten befreundete Pärchen gehabt, die zum Dinner zu uns gekommen wären, wir hätten Dinner gesagt, nicht Abendbrot. Lunch, Dinner, das wäre uns ganz leicht von den Lippen gegangen. Wir hätten gemeinsam Lasagne gekocht, mit Zitronenpfeffer. Unsere Gesichter wären rötlich gewesen von der Hitze der Herdplatten, dem Wein und unseren angeregten Gesprächen. Fin. Stattdessen liege ich hier in meinem alten Kinderzimmer mit pochendem Hals und einem entrückten Gefühl. Alles kaputt, nirgendwo Minze, keine Scheißlasagne.»

      Portrait

      Ruth-Maria Thomas, 1993 geboren und in Cottbus aufgewachsen, war als Sozialarbeiterin in der Jugendhilfe tätig. Sie studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und ist Mitgründerin des erotischen Literaturmagazins Hot Topic!. 2022 war sie Finalistin des Open Mike. In ihren Texten, die u.-a. im Rundfunk und in Literaturmagazinen erscheinen, beschäftigt sie sich immer wieder mit den Fallstricken weiblicher Sozialisation. Zuletzt erschien ihre Kurzgeschichte Glitzer in DAS GRAMM und wie ich frau bin bei SuKuLTuR. 

      Rezension

      Ruth-Maria Thomas präsentiert in ihrem neuen Roman „Die schönste Version“ eine der kraftvollsten Geschichten dieses Jahres, verborgen hinter einem zunächst unscheinbaren Cover.

      Inhalt
      Die Geschichte beginnt in einer Plattenbausiedlung, wo das Leben von Jella und Yannick, einem Paar, das zunehmend aus den Fugen gerät, im Mittelpunkt steht. Als Jella zur Polizei geht, nachdem Yannick sie gewürgt hat, wird deutlich, wie tief die Beziehung in die Krise geraten ist. Nach diesem Vorfall kehrt Jella in ihr Elternhaus zurück, um ihre gesamte Beziehung zu überdenken. Sie reflektiert darüber, wo Fehler gemacht wurden und wie sie zu der Person geworden ist, die sie heute ist. Vor allem aber muss sie sich eingestehen, dass Yannick eine Frau wie sie nicht verdient hat. Dennoch quält sie die Frage, ob es noch etwas gibt, das sie tun könnte, um die sterbende Beziehung zu retten.

      Charakterentwicklung und Konflikte
      Jella steht im Mittelpunkt eines inneren Konflikts, der tief berührt. Sie hat stets versucht, Yannicks Anforderungen gerecht zu werden und alles richtig zu machen. Doch schließlich erkennt sie, dass keine positive Erinnerung die erlittene Gewalt relativieren kann. Thomas beleuchtet eindrucksvoll, wie schwer es ist, sich aus einer toxischen Beziehung zu lösen, besonders wenn man über die Jahre hinweg gelernt hat, Übergriffigkeiten als normal zu akzeptieren.

      Stil und Sprache
      Der Roman ist stilistisch nüchtern und klar geschrieben, ohne in blumige Phrasen abzudriften. Ruth-Maria Thomas gelingt es, den Schmerz und die innere Zerrissenheit von Jella authentisch und eindrucksvoll darzustellen. Die Leser*innen können Jellas Gedanken und Gefühle gut nachvollziehen, da sie Beziehungen widerspiegeln, die viele Menschen in ähnlicher Weise erleben.

      Fazit
      „Die schönste Version“ ist eine emotionale Reise zu dem Punkt, an dem man erkennt, dass es kein Zurück mehr gibt – ein notwendiger, aber schwieriger Schritt. Ruth-Maria Thomas zeigt auf erschütternde Weise, wie leicht wir dazu neigen, übergriffiges Verhalten zu übersehen oder zu akzeptieren. Dieser Roman ist ein starkes Plädoyer für Selbstachtung und den Mut, sich aus schädlichen Beziehungen zu lösen. Ich freue mich darauf, in Zukunft weitere Werke von dieser vielversprechenden Autorin zu lesen.

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      Yoko oder der Autor wollte zu viel

      gebunden , 332 Seiten

      EAN 9783805201094

      Veröffentlicht August 2024

      Verlag/Hersteller Wunderlich Verlag

      Beschreibung

      Die faszinierende Geschichte einer Mörderin – hautnah und schonunglos erzählt Aichner von einer Frau, die selber nicht ahnt, wozu sie fähig ist. Yoko ist wie du und ich. Bis das Glück sie verlässt. Yoko ist Ende zwanzig, als sie die Metzgerei, die sie von ihrem Vater geerbt hat, in eine kleine Manufaktur umwandelt. Mit Hingabe verpackt sie fortan das Glück in Kekse, anstatt Schweinehälften zu zerlegen. Sie ist verliebt, ihr Leben ist erfüllt von Leichtigkeit, doch von einem Moment zum anderen zerbricht alles. Yoko liefert eine Kiste Glückskekse an ein chinesisches Restaurant aus, und als sie versucht, einem kleinen Hund im Hinterhof zu helfen, wird sie für ihre Courage von dessen Peinigern bestraft. Der Hund stirbt. Und Yokos Albtraum beginnt. Noch ahnt sie nicht, mit wem sie es zu tun hat. Wie viel Leid über sie hereinbrechen und mit welch ungeahnter Härte sie sich dafür rächen wird. Ihr wird alles genommen, was ihr lieb ist. Und deshalb schlägt Yoko zurück. Erbarmungslos.

      Portrait

      Bernhard Aichner, geboren 1972, lebt in Innsbruck und im Südburgenland. Nach seinem Germanistikstudium arbeitete er als Fotojournalist und anschließend vierzehn Jahre lang als Werbefotograf. Er schrieb mehrere Hörspiele und Romane, bis er 2014 mit seinem Thriller ‚Totenfrau‘ den internationalen Durchbruch als Autor feierte. Seine Bücher wurden in 16 Sprachen übersetzt, die ‚Totenfrau‘-Trilogie von Netflix und dem ORF verfilmt. Die zweite Staffel kommt Ende 2024.
      Mit einer Million verkauften Exemplaren zählt Aichner zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Thrillerautoren. Er hat zahlreiche Preise und Stipendien erhalten, darunter das Österreichische Staatsstipendium für Literatur, den Burgdorfer Krimipreis, den Crime Cologne Award, den Friedrich-Glauser-Preis, zuletzt den Fine Crime Award 2023 und das Wiesbadener Krimistipendium 2024.  Die ‚Times‘ beschreibt seine Arbeit als ‚originell, kraftvoll und fesselnd‘.
      Neben seinen Romanen verfasst Aichner Theaterstücke, ist Veranstalter von Österreichs größtem Krimifestival und ist auch als bildender Künstler erfolgreich.

      Rezension

      Viele Leserinnen und Leser behaupten, Aichinger schreibe besser als Strobel und Fitzek. Diese Meinung hat mich neugierig gemacht, weshalb ich seinem neuesten Thriller eine Chance geben wollte.

      **Inhalt und Protagonistin:**
      Der Thriller dreht sich um die Titelheldin Yoko, die in ihrer Vergangenheit und Gegenwart extrem grausame Dinge durchgemacht hat. Diese sind so erschreckend, dass keine Triggerwarnung ausgereicht hätte, um darauf vorzubereiten. Schon in der ersten Hälfte des Buches stellte ich mir die Frage, warum ein männlicher Autor eine weibliche Protagonistin derart leiden lässt. Yoko hat nicht nur sexuellen Missbrauch in ihrer Kindheit erlebt, sondern wird auch in der Gegenwart Opfer einer Vergewaltigung – und das, als sie versucht, einen missbrauchten Hund zu retten. Diese Taten bringen Yoko in Konflikt mit der chinesischen Mafia, und sie begibt sich auf einen brutalen Rachefeldzug gegen alle, die ihr Leid zugefügt haben oder es noch vorhaben.

      **Stil und Umsetzung:**
      Einerseits ist es erfrischend, die Wut einer Frau so ungebremst dargestellt zu sehen. Die Idee eines Revenge-Thrillers, in dem die Protagonistin keinerlei Skrupel kennt, hat durchaus ihren Reiz. Andererseits wird meiner Meinung nach jedoch zu viel auf das Trauma der Protagonistin gesetzt, um die Handlung voranzutreiben. Hier wäre eine deutliche Triggerwarnung dringend notwendig gewesen, denn selbst in einem Thriller sollte man nicht ständig mit Vergewaltigung konfrontiert werden. Ich hätte mir gewünscht, dass diese Storyline von einer Autorin erzählt worden wäre. Zudem ist die Handlung insgesamt etwas weit hergeholt und nicht besonders realistisch nachvollziehbar. Trotz der generischen Satzstruktur, die typisch für das Thrillergenre ist, liest sich das Buch allerdings recht schnell und eignet sich gut für zwischendurch.

      **Kritik und Fazit:**
      Für meinen Geschmack gibt es in diesem Thriller manchmal einfach zu viel Blut. Die Grundidee ist interessant, doch ich denke, eine Person wie Melanie Raabe hätte das Thema besser umsetzen können. Denn für Spannung braucht es nicht zwangsläufig ein Blutbad.