Wie kam dir die Idee zu „Save my Drowning Dreams“? War zuerst Amélie da, das Kino oder Adair?
Ich glaube, Amélie und das Kino kamen Hand in Hand mit einer ganz zentralen Figur: Amélies Vater. Ich hatte dieses Bild im Kopf von einer trauernden Tochter, die das Erbe ihres Vaters bewahren möchte. Und Amélies Vater, einem Eigenbrötler, der seine Familie über alles liebt und sich manchmal zu sehr in den Träumen verliert, die er unermüdlich jagt. Die Geschichte, die daraus entstanden ist, hat sich über die letzten zwei Jahre weiterentwickelt. Das ist auch der Grund, weswegen Adair als allerletztes entstanden ist, denn Adair war für fast den kompletten Erstentwurf ein grundauf anderer Charakter, mit ganz anderem Background, Problemen und Ambitionen – und sogar einem anderen Namen.
Wenn du Amélie in drei Worten beschreiben müsstest, welche wären das?
Leidenschaftlich – Verträumt (im besten Sinne) – Familienmensch.
Adair scheint das komplette Gegenteil von ihr zu sein. Was hat dich an dieser Dynamik gereizt?
Natürlich fliegen anfangs die Funken, aber ich glaube, Amélie und Adair müssen auch einfach erst realisieren, dass sie im Inneren gar nicht so gegensätzlich sind, wie sie vermuten. Grundsätzlich reizt mich aber an solch gegensätzlichen Dynamiken die Möglichkeiten, die das in der Charakterentwicklung eröffnet – immerhin hilft vielleicht genau der gegensätzliche Blickwinkel, um Dinge in ein ganz neues Licht zu rücken.
Das kleine Kino wirkt fast wie eine eigene Figur im Roman. Gibt es einen Ort in deinem Leben, der für dich ähnlich viel bedeutet?
Ich glaube, das Kino ist, aus meiner Perspektive, viel weniger eine eigene Figur als ein Spiegel, für die Figuren im Roman. Der Name bedeutet übersetzt „Palast der Träume“, und so ist das Kino auch zu einem Ort geworden, in dem Träume sich entwickeln, in dem Emotionen gefühlt und verarbeitet werden dürfen. So einen Ort habe ich in meinem Leben aktuell nicht, aber ich versuche mir meinen eigenen, kleinen „Palast der Träume“ zu bauen, der mich auf Schritt und Tritt begleitet – in mir.
In der Geschichte geht es um Trauer, Nähe und zweite Chancen. Welche Szene hat dich beim Schreiben emotional am meisten berührt?
Am meisten berührt hat mich, denke ich, der Moment, in dem die Leser*innen gemeinsam mit Adair den Moment seiner Nahtoderfahrung wieder besuchen, und herausfinden, was wirklich geschehen ist. Auch ein sehr emotionaler Moment ist für mich der Epilog – so oder so, bin ich sehr gespannt wie die Leser*innen auf diese Momente reagieren werden.
Wenn dein Roman verfilmt würde, welcher Song müsste auf jeden Fall im Soundtrack sein?
Auf jeden Fall La Foulé von der legendären Edith Piaf! Amélie verbindet das Lied stark mit ihrem verstorbenen Vater, und ganz davon unabhängig, passt die Mischung aus melancholischer Stimmung und beschwingter Musik perfekt zur Handlung. Immer wenn ich das Lied höre, sehe ich Amélie und ihre Familie gemeinsam dazu tanzen.
BookTok oder Bookstagram lieben intensive, emotionale Stories. Wie findest du es, wenn Leser*innen deine Figuren auseinandernehmen oder feiern?
Ich glaube, wie jede*r Autor*in finde ich es toll, wenn Leser*innen mit meinen Figuren interagieren. Immerhin bewegen meine Charaktere ganz echte Probleme, egal wie fiktiv die Geschichte ist. Und es ist immer schön zu sehen, wenn Leser*innen emotional abgeholt werden. (Und ja, auch ich möchte manche Figuren manchmal einfach nur Boxen)
Welche Figur würdest du selbst gerne mal im echten Leben treffen und warum?
Wahrscheinlich Amélies Maman, weil ich sie sehr bewundere. Sie ist eine wunderbare Persönlichkeit, die viele schöne und traurige Dinge erleben durfte, die stark und elegant ist, aber auch sehr verletzlich. Sie beginnt im Hintergrund ihre eigene Reise. Es hat mir sehr viel Spaß bereitet, ihren Charakter und ihre Beziehung zu Amélie zu schreiben.
Was wünschst du dir, was Leser*innen fühlen, wenn sie das Buch zuschlagen?
Ich vermute, sie werden ein wenig traurig sein – warum genau, verrate ich natürlich nicht. Aber hoffentlich auch gemischt mit ganz viel bittersüßer Hoffnung und Optimismus. Wer mein Debüt gelesen hat, hat vielleicht schon eine Ahnung, dass ich nur ungern perfekt geglättete Happy Ends schreibe. Aber keine Sorge: Es gibt ein Happy End, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so aussehen mag.
Wie queer ist dein neues Buch?
Ich tue mir sehr schwer damit, Queerness zu leveln – das möchte ich nicht. Was ich jedoch sagen kann, ist Folgendes: Es gibt mehrere queere Charaktere – z. B. ist Adair bisexuell, kleidet sich auch mal androgyner, hat bereits Männer gedatet und verliebt sich in Amélie. Mir war es wichtig, auch mal queere Personen in Straight-passing-Relationships zu repräsentieren, immerhin wird ihnen oft von der Welt ihre Queerness abgesprochen.
In welchem Kinofilm bist du zuletzt gewesen?
Tatsächlich in Marvel’s Thunderbolts, der mich sehr positiv überrascht hat, und neben einer humorvollen Anti-Held*innentruppe mit einer erstaunlich emotionalen Repräsentation von Depressionen und Mental Health-Themen aufwartet. Ist also definitiv eine Empfehlung, wenn man auf Action mit Humor und trotzdem einer emotionalen Botschaft steht.
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