Rezensionen

ANNE FREYTAG | Das Gegenteil von Hasen

 

Heute möchte ich mit euch über ein Buch reden, von dem ich nicht weiß, was ich halten soll. Ich habe es zweimal gelesen. Warum? Nun das ist leicht zu erklären.

Als es in der Buchhandlung lag, bin ich sofort hingerannt und habe mir ein Exemplar gesichert. Nach dem ersten Mal war ich begeistert. Beim Zweiten Mal war ich weniger begeistert. Zuvor habe

ich einige Diskussionen geführt. Nun ja, ich komme gleich dazu.

 

 

Sie sind in derselben Jahrgangsstufe und trotzdem in verschiedenen Welten. Julia, Marlene und Leonard im Zentrum der Aufmerksamkeit, der Rest irgendwo in ihrer Umlaufbahn. Dann geschieht etwas, das alles verändert: Eines Morgens macht plötzlich eine Internetseite die Runde, die bis dato auf privat gestellt war. Darauf zu finden sind Julias ungefilterte Gedanken, Bomben in Wortform, die sich in kürzester Zeit viral verbreiten. Es sind Einträge, die ein ganz anderes Bild des beliebten Mädchens zeigen, das alle zu kennen glauben.

Wer hinter der Aktion steckt, ist zunächst unklar, doch nach und nach kommt heraus: Gründe dafür hätten einige.

ISBN 3453272803
EAN 9783453272804
Seiten 415 Seiten
Veröffentlicht Mai 2020
Verlag/Hersteller Heyne Verlag

Anne Freytag legt hier eine Art literarisches „One of us is Lying“ vor. Julia verliert ihren Laptop und keiner ahnt welches Drama sie erschaffen wird, nur sie selbst. Auf ihrem Laptop befinden sich die Zugangsdaten zu ihrem Blog und dort sind ihre Gedanken ungefiltert. Keiner ahnt, wie sie über andere denkt und worüber sie schreibt. Doch Stück für Stück taucht alles online auf. Wir bekommen von zahlreichen Figuren einen Blick auf die Geschichte.

Die Autorin versetzt sich in viele Figuren und hier haben wir einige Problematiken. Anne Freytag besitzt nicht genug Empathie um sich in bestimmte Figuren hineinzuversetzen. Dazu komme ich aber noch. Julia, Marlene, Leonard und Linda. Sie alle gehen in die selbe Schule und doch kennen sie sich nur oberflächlich. Freytag arbeitet hier mit Trickreicher Spannung und enthüllt peu á peu die Zusammenhänge dieser Figuren. Bei den queeren Charakteren scheitert sie allerdings: Beim zweiten Lesen fiel mir auf, was mir entgangen ist. Es fehlen die Gefühle. Ich habe das Buch beim ersten Lesen in einem Rutsch gelesen, einfach weil ich Zusammenhänge wissen wollte und natürlich wer den Laptop gestohlen hat.

Die Anziehung ist rein körperlich und sexuell gesehen. Die queeren Charaktere werden auf das sexuelle reduziert und das finde einfach schade. Kommen wir zum zweiten Problem: Während dem Lesen habe ich mich selbst oft gefragt, ob ich so grauenhaft bin und deswegen alles was mir passiert verdient habe. Das Buch erweckt hier ein falsches Bild zum Thema Mobbing. Julia wird als Die Schuldige dargestellt, hierfür wird auf dem Cover eine Metapher dargestellt. Hier wird quasi dargestellte, das die Opfer eigentlich die Täter sind und selbst schuld sind. WTF. Hinter dem Hasen erhebt sich die Silhouette eines Wolfs. Einem grausamen Tier. Was will uns hier Anne Freytag sagen? Das die Opfer genauso gefährlich sind, wie die Täter? Hallo? Julia wird hier als Wolf dargestellt?

Beim ersten Mal war es wie gesagt ein Jahreshighlight weil ich von der Spannung gecatcht war und alles andere ignoriert habe. Wofür ich mich auch schäme, denn eigentlich sollte ich immer auf Problematiken achten und beim zweiten Mal war es eben ein Flop, weil ich auf die Probleme aufmerksam geworden bin. Hier merkte ich auch, das die Charaktere nur skizziert sind und es bei einigen noch an Ausarbeitung fehlt. Im Prinzip kann man sie in einem Satz beschreiben. Mehr Tiefgang haben sie nicht. Durch Freytags Schreibstil wirkt es einfach anspruchsvoll und man hat das Gefühl, es muss Tiefgang vorhanden sein. Man kann auch zu viel und zugleich gar nichts erzählen.

Hier vergebe ich keine Wertung. Bitte macht euch selbst ein Bild.

Schaut unbedingt auch bei Szebrabooks vorbei.

 

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