Rezensionen

Im Herzen der Gewalt von Édouard Louis | Rezension

Gegen Ende des Jahres 2019 habe ich Edouard Louis entdeckt und bin von „Das Ende von Eddy “ begeistert gewesen . Nun präsentiere ich euch meine Meinung zu „Im Herzen der Gewalt“

In seinem autobiographischen Roman Im Herzen der Gewalt rekonstruiert der französische Autor Édouard Louis die Geschehnisse einer dramatischen Nacht, die sein Leben für immer verändert. Auf der Pariser Place de la République begegnet Édouard in einer Dezembernacht einem jungen Mann. Eigentlich will er nach Hause, aber sie kommen ins Gespräch. Es ist schnell klar, es ist eine spontane Begegnung, Édouard nimmt ihn, Reda, einen Immigrantensohn mit Wurzeln in Algerien, mit in seine kleine Wohnung. Sie reden, sie lachen. Aber was als zarter Flirt beginnt, schlägt um in eine Nacht, an deren Ende Reda Édouard mit einer Waffe bedrohen wird.

Quelle: S.Fischerverlag

ISBN 3596297354
EAN 9783596297351
Seiten 216 Seiten
Veröffentlicht April 2019
Verlag/Hersteller FISCHER Taschenbuch
Autor Édouard Louis
Übersetzer Übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel

 

Zum Geburtstag bekam ich von Marcel, das zweite Buch des jungen schwulen französischen Autors geschenkt und habe damit mein Lesejahr begonnen. Hier blicken wir durch zahlreiche Sichten auf das Geschehen und kriegen ein nettes Portrait von unserer Gesellschaft.

Hier geht es um Edouard, der eines Abend, einen jungen Mann kennenlernt und ihn zu sich nach Haus einlädt. Was mit Romantik beginnt endet damit das Edouard bedroht, ausgeraubt und schließlich vergewaltigt wird.

Das ist die Grundhandlung und begleiten wir Edouard und seine Angehörigen, wie diese mit dem ganzen umgehen. Edouard Louis selbst nimmt hier eher die Rolle eines Kommentators ein und ergänzt in inneren Monologen manche Aussagen. Man spürt seinen Schmerz als Leser und es wird deutlich, das Edouard einfach nur alles Geschehene vergessen will.

Doch das kann er nicht, wenn er das ganze immer wieder Ärzten, Polizisten und Co erzählen muss. Das ist die eigentliche Handlung und dem Werk genügt dieser relativ dünne Plot.

Doch zwischen den Zeilen steckt soviel mehr. Ein interessantes Portrait unserer Gesellschaft und hier greift der Autor in diesem teils autobiographischen Roman erneut die Schere zwischen Arm und Reich auf und man erinnert sich an seinen ersten Roman, wie er den gesellschaftlichen Aufstieg schafft. Edouard Louis mal nicht mit Worten, sondern ist relativ nüchtern in seiner Sprache.

Er erzählt, vor allem mit viel Schmerz und man bekommt als Leser seine Gefühle hervorragend durch die Seiten transportiert. Hier stellt sich auch die interessante Frage, warum wir Menschen so sind, wie wir Menschen eben sind. Geprägt von Vorurteilen gegenüber anderen, in diesem Fall Reda, unser Antagonist so gesehen in diesem Geschehnis.

Ein ehrliches Buch, welches sich nicht mit anderen von mir gelesenen vergleichen lässt. Wer „Ein wenig Leben“ nicht lesen möchte, weil eine heterosexuelle Frau über eine Vergewaltigung schreibt, hat hier eine Own Voice auf dieses sehr sensible Thema.

Ich muss mir schnellstens den dritten Roman von Herrn Louis zulegen. Seine Bücher sind sehr intensiv und treffen sicher nicht den Nerv von jeden. Für mich ein schmerzlicher Lesegenuss. Hier gebe ich ganz klar eine Empfehlung.

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