LGBTQ+, Rezensionen

„Jetzt sind wir jung“ von Julian Mars

Vor kurzem habe ich ein Buch gelesen, welches schon seit 6 Jahren erhältlich ist. Ein queerer Coming-of Age Roman, der mir nie so wirklich aufgefallen ist. Was für ein Schade. Warum ihr „Jetzt sind wir jung“ lesen müsst, verrate ich euch heute.

ISBN3959850387
EAN9783959850384
Seiten324 Seiten
VeröffentlichtNovember 2015
Verlag/HerstellerAlbino Verlag
AutorJulian Mars

Als ob die Sache mit dem Erwachsenwerden nicht schon kompliziert genug wäre! Felix fragt sich, warum es ihm manche Menschen besonders schwer machen müssen. Seine Mutter will ihn einfach nicht loslassen, seine Freunde gehen ihm die meiste Zeit auf die Nerven – und dann ist auch noch sein Ex-Freund Martin plötzlich zurück in der Stadt. Felix weiß, dass die beiden eher früher als später aufeinandertreffen werden. Und er hat gute Gründe, sich vor der überfälligen Aussprache zu fürchten. Irgendwann fängt das Leben an, ernst zu werden. Und Felix hat das Gefühl, dass dieser Moment unmittelbar bevorsteht. 

Albino Verlag

Es geht doch nichts über einen guten Coming-of Age Roman. Einen Menschen beim Erwachsenwerden begleiten und sich selbst in den Charakteren wiederfinden. Wir „altern“ alle auf unterschiedlichen Wegen und doch können wir uns im Kern identifizieren mit der folgenden Aussage „Wir wollen unabhängig werden“. Ich finde wir brauchen mehr Romane, die nicht dem Schema F entsprechen. Felix steht vor dem Ernst des Lebens und ist davon ziemlich genervt.

So oft präsentieren mir Autor*innen Bücher in denen die Protagonist*innen noch nicht out sind und ihre Leidenschaft nur heimlich leben. Felix ist 24 Jahre alt und für lebt schon lange seine Queerness offen aus und bevorzugt die Anonymität, die man bspw. an einer Klappe hat. Seinen Ex-Freund Martin lernte er bei einem Aids-Test kennen und bleibt zunächst treu, doch das hält nicht ewig. Nach einer gefühlten Ewigkeit und sehr viel Sex mit anderen kehrt Martin zurück. Für Felix ein Alptraum, denn er will sich nicht dieser Realität stellen und doch muss er es.

Während viele heterosexuelle Autorinnen aus dem Wiedersehen sofort einen Porno kreiert hätten, schafft es Julian Mars auch auf die ernsten Töne zu achten. Während dem Lesen war ich ehrlich gesagt wirklich gefangen. Toilette – egal, Trinken – egal. Ich wollte einfach nur weiterlesen und habe die Zeit einfach verfliegen lassen. Der Schreibstil von Mars ist angenehm und man fliegt einfach durch die Seiten.

Wie ich bereits erwähnt habe war das Debüt sehr sexpositiv und danke das braucht es bei unserem konservativen Buchmarkt endlich mal. Hier in Deutschland lesen 14-Jährige schon Fifty Shades of Grey und ähnliches aber bei queerem Sex heißt es „Ih das ist nichts für Jugendliche“. Die Charaktere sind auch mehr als die üblichen Klischees, die man sonst im Genre serviert bekommt. Sie haben Ecken und Kanten und genau das macht alle sympathisch. Man versteht Felix und auch seine Freund*innen Gabriel und Emille. Einen kleinen Kritikpunkt: Die Gedankensprünge von Felix waren manchmal etwas anstrengend, wenn man gerade bei Punkt B war und Punkt C erwartete, kam dann Punkt F. Julian Mars serviert uns einen erfrischenden New Adult Roman und wirklich ein herausragendes Debüt. Zum Glück liegt der nächste Band bei mir schon auf dem Lesestapel. Vom Handlungsverlauf fand ich es einfach perfekt.

Julian Mars erzählt mit seiner eigenen Stimme und ich will von dieser Stimme definitiv mehr auf dem Buchmarkt sehen.

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