Rezension Burning Bridges
Hallo und herzlich Willkommen – hier sind wir also alle versammelt, um noch mal über dieses Buch zu sprechen.
Heute verrät euch Emily ihre Meinung.
Ich bin keine New Adult Leserin. Die meisten Bücher, die aus diesem Genre aufpoppen, seien sie nun aus deutscher oder internationaler Feder, sprechen mit einfach nicht an. Oft ist der Fokus zu sehr auf der Liebesgeschichte (dem unheimlich guten Sex) und Themen, die in dieser Geschichte eine Rolle spielen, sei es nun Mental Health, LGBQT+, Selbstfindung/verwirklichung oder auch alles auf einmal (looking at you Laura Kneidl) werden oft kaum oder unzulänglich behandelt.
Deshalb sind NA Bücher oft einfach nichts für mich – was aber auch nicht bedeutet, dass ich nicht mal eine nette seichte Liebesgeschichte zwischendurch würdigen kann, solange sie mich einfach gut unterhält und ich in die Story eintauchen kann.
Unter dieser Prämisse bin ich auch in dieses Buch eingestiegen, als Timo es mir in die Hand gedrückt hat. Ich wollte mich unterhalten lassen, ohne jedwede Erwartung daran zu stellen, dass kontroverse Themen aufgeworfen und besprochen werden oder irgendwas danach bei mir bleibt außer, dass das Girl am Ende den Boy bekommen hat.
So und nun dazu wie das alles so funktioniert hat.
Der erste Eindruck zählt
Und das war für ich die Aufmachung der Klappbroschur – ich finde das Cover leider absolut furchtbar (auch wenn es zum Fell meiner Katze passt), was allerdings Geschmackssache ist. Dagegen gefiel mir dieses Kurzinterview mit Tami zum Buch gleich am Anfang. Es war schön einen Eindruck in ihren Kopf als Autorin zu bekommen, die Ideenfindung (vor allem, weil ich sie davor nicht kannte).
Die Idee zum Buch kam Tami in Form der Anfangsszene, wo sie ihrem jetzt Ex-Freund einen Drink ins Gesicht schüttet, als dieser mit ihr Schluss macht. Im Interview beschreibt Tami, dass sie emotionale Abhängigkeit in einer Beziehung thematisieren will und den Befreiungsschlag daraus, hier kommen allerdings schon meine ersten beiden Kritikpunkte.
- Diese Schlussmachszene. Okay, sie ist emotional überfordert – und Drink ins Gesicht von mir aus gerne. Aber gleich das Glas und den Korb hinterherzuwerfen – uff für mich war das gleich eine Bauchlandung für meine Sympathie zu der Protagonistin.
- Die Idee mit der Loslösung aus einer schlimmen Beziehung und einem Abhängigkeitsverhältnis ist an sich ein Thema, mit dem man super arbeiten könnte. Für mich persönlich wirkt aber die ganze Situation, die beendete Beziehung, die Rückblicke wie doof diese eigentlich war und Jasons klischeehaftes Getue danach (Kantinenauftritt mit neuem BAE und betrunkene „Ish will dish zurück bebe“-SMS) sehr gekünstelt. Die scheinbare Prämisse der Story und auch von Ellas persönlicher Entwicklung sind leider nur ein schlecht genutztes Plot-Device, auf das man zum Wohle eines umfangreicheren Hauptplots besser hätte verzichten sollen.
Der Plot – Ausflug in die Klischeekiste
Um es kurz zu machen:
Freund macht mit ihr Schluss. Sie wird aus dem Restaurant geworfen, läuft ziellos durch die Stadt, wird von Typen belästigt aber unser Strahlemann (hier: ya Boy) kommt zur Rettung und empfiehlt sich recht fix. Am nächsten Tag läuft sie ihm aber ganz zufällig (!) wieder in die Arme, lädt ihn zum Frühstück ein, findet ihn natürlich super interessant. Ihre BFs beschließen ihn zu erstalken, so kommt es immer wieder zum Treffen, dazu tauchen wir allerdings in ya Boys tragische Vergangenheit ein, weshalb sie sich eigentlich von ihm fernhalten sollte. Überraschung: Sie tut es nicht. Sie verlieben sich. Sie wird in die Sache mitverwickelt. Drama. Happy End.
Wie gesagt waren meine Ansprüche und Erwartungen in der Hinsicht nicht sonderlich hoch also gab es kaum Enttäuschungen, außer dass ich mir ein wenig mehr Originalität gewünscht hätte. Die Lovestory an sich liest sich gut, interessant – gerade die Liebesszenen haben eine schöne Dynamik, machen Spaß und ich kann nicht behaupten, dass ich nicht wissen wollte, wie es mit den beiden weitergeht.
Womit ich dagegen ein Problem hatte, war das Overall Pacing. Auf der einen Seite haben wir Lovestory und Liebesszenen (=top!) auf der anderen diese ständigen Intermezzi mit den Freundinnen, der Familie, in denen wir zusammengefasst bekommen, was wir ein paar Seiten davor eh schon gelesen habe und einen Ausblick darauf, wies jetzt weitergeht. Persönlich haben mich diese Szenen nicht nur gelangweilt, sondern immer wieder vollkommen aus dem Lesefluss gerissen. Hier hätte man durchaus einsparen können, weniger „zuletzt bei Burning Bridges“ und stattdessen mehr Fokus und mehr Twists in die Haupthandlung legen können.
Die Charaktere – Ausflug in die Fandom-Kiste
Da haben wir mal unsere Protagonistin Ella. Ein Sonnenschein, Optimist, die leider, leider sehr wie ein strohdoofes Naivchen rüberkommt. Nicht mein Fall – aber das ist persönliche Präferenz. Von ihr hätte ich mir allerdings etwas mehr Tiefe gewünscht, die sich nicht nur auf „studiert Literatur“ (der Klassiker) und „liebt Sherlock“ beschränkt.
Ihre Clique ist da allerdings auch nicht besser.
Summer, die Partyqueen, Barbie und Powerfrau – teilweise war sie mir etwas zu laut zu aufdringlich und auch hier hat mir ein wenig das Profil gefehlt, die Hintergründe, die echt Persönlichkeit neben „sie ist witzig und hübsch“. Das gleiche gilt für Savannah – sie liebt Musicals, ist ein Buch-Nerd und hatte mal Depressionen, weshalb sie nicht immer auf die Parties mitkommt. Schön und gut, aber ist das etwa schon alles?
Ein wenig in mein Herz schleichen konnte sich dagegen Carla – ihre Verwicklungen in den Untergrund und auch die kurze Vorgeschichte dazu, wie sie sich von ihren Freundinnen abgewandt hat und keiner so richtig weiß, wieso, hat sie interessant gemacht. Dagegen fand ich allerdings dieses „Sie ist Latina, deshalb flucht sie immer auf spanisch“ nicht nur sehr klischeehaft, sondern auch etwas geschmacklos.
Ein Lichtblick war ya boy Ches. Von ihm hätte ich mir zwar auch mehr Tiefe gewünscht als nur „Tragische Vergangenheit™“ – allerdings fand ich ihn als Love Interest sehr angenehm. Kein Bad Boy (whuu!), er behandelt sie fair, will sie beschützen, ohne darauf zu bestehen, sie einzuschränken und war bis auf die ausgelutschte „Ich bin nicht gut für dich“-Nummer, echt angenehm zu lesen. Lob dafür!
An dieser Stelle möchte ich einen speziellen Shoutout geben – nicht nur an die Autorin, sondern auch an andere mögliche Autoren da draußen: Wenn ihr einen Charakter entwerft, beschreibt und ins Leben ruft: Fandoms ersetzen keine Charaktereigenschaften. (Sprecht mir nach!)
Ich kann mich nicht besser in jemanden reinversetzen, bloß weil er auch ein Netflixabo hat oder ein Sherlock T-Shirt. Nein. Nutzt eure Kreativität, um einen Charakter zu definieren und bedient euch nicht an Pop-Kultur Vergleichen oder Erwähnungen, um euch die Arbeit zu erleichtern.
Ende der Durchsage.
Fazit
Burning Bridges ist ein Debütwerk und entsprechend möchte ich in der Bewertung versuchen, fair zu bleiben, auch wenn die negativen Aspekte für mich am Ende doch einfach zu sehr überwiegen.
Tamis Schreibstil liest sich angenehm, nichts sticht als besonders bemerkenswert heraus, aber ich bin auch nicht durch die Seiten gestolpert. Die Dialoge waren allerdings – gerade zwischen den Freundinnen – zu künstlich.
Ein ausführlicherer Plot hätte der Geschichte besser getan – mehr zu Ella, Ches und dem Untergrund, eine längere Verkettung verschiedener Ereignisse und weniger „Zuletzt bei Ella und Ches feat. Summer, Savannah & The Fam“.
Selbes gilt für die Charaktere – vielleicht eine kleinere Palette an individuellen Figuren, dafür aber jeder davon mit eigener Persönlichkeit, Hintergrundgeschichte, Motivation. Und ohne Fandombingo.
Love Interest Ches und die schönen Liebesszenen haben mir das Lesen durchaus angenehmer gemacht, letzten Endes aber all diese Kritikpunkte nicht vollends revidieren können.
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