
gebunden , 381 Seiten
ISBN 3453321901
EAN 9783453321908
Veröffentlicht Juni 2022
Verlag/Hersteller Heyne
Übersetzer Übersetzt von Antonia Zauner
Vor 200 Jahren fand Aschenputtels märchenhafter Ball statt, doch aus dieser romantischen Begegnung erwuchs ein düsteres Erbe: Jedes Jahr sind junge Frauen gezwungen, einen Ball zu besuchen, um potenzielle Ehemänner zu finden. Wer keinen Partner findet, wird verbannt, und was aus diesen Frauen wird, bleibt ein Geheimnis, das sich wie ein Schatten über das Königreich legt.
Sophia, die Hauptfigur, passt nicht in dieses starre System. Sie weigert sich, sich den grausamen Regeln zu fügen, liebt ihre beste Freundin Erin und wagt den riskanten Schritt, sich der Unterdrückung zu widersetzen. Ihre Flucht führt sie auf eine gefährliche Reise, bei der sie nicht nur das Königreich, sondern auch sich selbst verändern muss.
Die Autorin bietet eine packende Nacherzählung des Aschenputtel-Märchens, die sowohl die klassischen Elemente respektiert als auch mutige neue Akzente setzt. Die düstere Atmosphäre, gepaart mit einer modernen, feministischen Perspektive, hebt dieses Buch von anderen Märchenadaptionen ab. Insbesondere die Einbindung bekannter Motive und Charaktere aus dem ursprünglichen Märchen gelingt nahtlos und bereichert die Handlung um interessante Wendungen.
Sophia selbst ist eine erfrischend starke Protagonistin, die sich weder von gesellschaftlichen Zwängen noch von persönlichen Rückschlägen aufhalten lässt. Dennoch bleibt sie nicht ohne Fehler – ihre impulsive Art bringt sie oft in Schwierigkeiten, was sie authentisch, aber manchmal auch etwas anstrengend macht. Die Beziehung zwischen Sophia und Constance entwickelt sich behutsam und bildet einen zarten Kontrast zur rauen Welt, in der sie leben.
Der Schreibstil ist mitreißend und sorgt dafür, dass sich die düstere Welt von Cinderellas Erben lebendig vor den Augen der Leser entfaltet. Besonders gelungen sind die emotional aufwühlenden Szenen, die die Härte und Ungerechtigkeit des Systems eindringlich darstellen, ohne ins Übertriebene abzurutschen. Während der Mittelteil etwas an Tempo verliert und manche Entwicklungen vorhersehbar sind, zieht der finale Showdown das Tempo wieder an und bietet einige Überraschungen.
Trotz kleiner Schwächen – etwa einem zu abrupten Ende oder der etwas oberflächlichen Charakterentwicklung in manchen Passagen – bleibt „Cinderella ist tot“ ein bemerkenswertes Buch, das nicht nur unterhält, sondern auch wichtige Themen wie Gleichberechtigung, Liebe und gesellschaftliche Veränderung aufgreift. Es ist besonders empfehlenswert für Leser*innen, die sapphische Liebesgeschichten und moderne, dunkle Märchenadaptionen schätzen.
Mit einer starken Protagonistin, einem packenden Schreibstil und einer klugen Neuinterpretation des Märchens liefert „Cinderella ist tot“ eine fesselnde Leseerfahrung. Die Mischung aus düsterer Atmosphäre, spannender Handlung und gesellschaftskritischen Untertönen macht das Buch zu einem Muss für alle, die Märchen aus einem neuen Blickwinkel erleben möchten.
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