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Timo

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Cinderella ist Tot – Rezension

gebunden , 381 Seiten

ISBN 3453321901

EAN 9783453321908

Veröffentlicht Juni 2022

Verlag/Hersteller Heyne

Übersetzer Übersetzt von Antonia Zauner

Vor 200 Jahren fand Aschenputtels märchenhafter Ball statt, doch aus dieser romantischen Begegnung erwuchs ein düsteres Erbe: Jedes Jahr sind junge Frauen gezwungen, einen Ball zu besuchen, um potenzielle Ehemänner zu finden. Wer keinen Partner findet, wird verbannt, und was aus diesen Frauen wird, bleibt ein Geheimnis, das sich wie ein Schatten über das Königreich legt.

Sophia, die Hauptfigur, passt nicht in dieses starre System. Sie weigert sich, sich den grausamen Regeln zu fügen, liebt ihre beste Freundin Erin und wagt den riskanten Schritt, sich der Unterdrückung zu widersetzen. Ihre Flucht führt sie auf eine gefährliche Reise, bei der sie nicht nur das Königreich, sondern auch sich selbst verändern muss.

Die Autorin bietet eine packende Nacherzählung des Aschenputtel-Märchens, die sowohl die klassischen Elemente respektiert als auch mutige neue Akzente setzt. Die düstere Atmosphäre, gepaart mit einer modernen, feministischen Perspektive, hebt dieses Buch von anderen Märchenadaptionen ab. Insbesondere die Einbindung bekannter Motive und Charaktere aus dem ursprünglichen Märchen gelingt nahtlos und bereichert die Handlung um interessante Wendungen.

Sophia selbst ist eine erfrischend starke Protagonistin, die sich weder von gesellschaftlichen Zwängen noch von persönlichen Rückschlägen aufhalten lässt. Dennoch bleibt sie nicht ohne Fehler – ihre impulsive Art bringt sie oft in Schwierigkeiten, was sie authentisch, aber manchmal auch etwas anstrengend macht. Die Beziehung zwischen Sophia und Constance entwickelt sich behutsam und bildet einen zarten Kontrast zur rauen Welt, in der sie leben.

Der Schreibstil ist mitreißend und sorgt dafür, dass sich die düstere Welt von Cinderellas Erben lebendig vor den Augen der Leser entfaltet. Besonders gelungen sind die emotional aufwühlenden Szenen, die die Härte und Ungerechtigkeit des Systems eindringlich darstellen, ohne ins Übertriebene abzurutschen. Während der Mittelteil etwas an Tempo verliert und manche Entwicklungen vorhersehbar sind, zieht der finale Showdown das Tempo wieder an und bietet einige Überraschungen.

Trotz kleiner Schwächen – etwa einem zu abrupten Ende oder der etwas oberflächlichen Charakterentwicklung in manchen Passagen – bleibt „Cinderella ist tot“ ein bemerkenswertes Buch, das nicht nur unterhält, sondern auch wichtige Themen wie Gleichberechtigung, Liebe und gesellschaftliche Veränderung aufgreift. Es ist besonders empfehlenswert für Leser*innen, die sapphische Liebesgeschichten und moderne, dunkle Märchenadaptionen schätzen.


Mit einer starken Protagonistin, einem packenden Schreibstil und einer klugen Neuinterpretation des Märchens liefert „Cinderella ist tot“ eine fesselnde Leseerfahrung. Die Mischung aus düsterer Atmosphäre, spannender Handlung und gesellschaftskritischen Untertönen macht das Buch zu einem Muss für alle, die Märchen aus einem neuen Blickwinkel erleben möchten.

Timos Filmtipp

Timos Filmtipp für den Pride Month

Im Moment denken manche es gibt nur Heartstopper als queeren Film. Doch dem ist definitiv nicht so. Einmal im Moment werde ich euch ein queeres Highlight vorstellen. Serie oder Film. Bücher gibt es natürlich weiterhin ohne Limit. Wie vielleicht einige von euch wissen habe ich eine kleine Schwäche für Klassiker.

Im Jahre 1977 sorgte dieser Film von Produzent Bernd Eichinger für einen Skandal. Eine brisante Geschichte, die die damals die Gemüter von Konservativen hochkochen ließ. Der Film basiert auf dem autobiografischen Roman. (Erschienen im Fischer Verlag). Martin (gespielt von Jürgen Prochnow) wurde verurteilt, weil er einen jüngeren Mann verführte. Im Schweizer Gefängnis lernt er den Sohn des Aufsehers kennen, Thomas (gespielt von Ernst Hannwald) und entwickelt eine tiefe Verbindung zu ihm. Während Thomas Vater will, dass sein Sohn umgehend eine Ausbildung macht, will Thomas selbst weiter lernen und zur Schule gehen.

Als Thomas Vater die Liebelei seines Sohnes mitbekommt, schickt ihn sein Vater in eine Umerziehungseinrichtung, die ihn soweit mental bricht, dass er am liebsten nicht mehr Leben möchte.

Dieser Film überzeugt einfach auf mehreren Ebenen und lässt einen sprachlos zurück. Und auch wenn der Film schon fast 50 Jahre alt ist, so passt die Aktualität noch immer. Es gibt immer noch Eltern, die ihre Kinder nicht akzeptieren. Und genau das sieht man. Es passt nicht in das „normale“ Weltbild und die Eltern wollen ihre Kinder unbedingt in dieses normale Weltbild hineinzwängen und nicht auf das hören, was ihre Kinder selbst wollen.

Genau das zeigt auch hier der Film sehr gut. Alles, was nicht ihrem Weltbild entspricht, ist kriminell. Und mit der richtigen Menge an Prügel und Isolation erreiche man ja das gewünschte Ziel. Im Film sehen wir gut, wie Martin an dieser psychischen und physischen Folter zugrunde geht, wie ihn das Stück für Stück verändert.

Die Geschichte wird zum größten Teil von Martin erzählt und nimmt einen richtig mit. Natürlich gibt es gewisse Plotpunkte die für eine große Portion Drama sorgen, aber trotz allem fühlt sich der Film real an.

Die Schauspieler haben ihre Sachen wirklich gut gemacht. Die Schnittpunkte waren gut gesetzt. Der Film wird definitiv nachdenklich stimmen und ist nicht kein Film über Freude. Ich möchte euch nicht zu viel vorwegnehmen, doch die Geschichte von Thomas und Martin enthält noch ein weiteres Themenfeld, über das man nachdenken muss. Wie weit geht man, wenn man im eigenen Umfeld inkl. Wohnort nicht akzeptiert wird?

Heute erscheint der Film endlich auf DVD und BluRay und wer jetzt Lust hat diesen Film zu schauen sollte doch mal auf meinem Instagramaccount vorbeischauen, da habe ich noch eine Kleinigkeit für euch. Ich wünsche euch einen schönen Filmabend.

Euer Timo <3

Am 13.08.2022 gibt es den nächsten Filmtipp 😀

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Die Unmöglichkeit, bei Tag die Liebe zu finden von Ry Herman

Ein queerer Vampirroman? Count me in!

ISBN3453424816
EAN9783453424814
Seiten463 Seiten
VeröffentlichtOktober 2021
Verlag/HerstellerHeyne Taschenbuch
AutorRy Herman
ÜbersetzerÜbersetzt von Yola Schmitz

Zwei Jahre nach einer schrecklichen Trennung verkriecht sich die hübsche Lektorin Chloë immer noch jeden Abend zu Hause mit ihrer Katze auf dem Sofa. Bis sie von ihrer ebenso charmanten wie aufdringlichen Tante zum Ausgehen gezwungen wird. Als sich Chloë nun mutterseelenallein in einem Club wiederfindet, passiert das, woran sie selbst schon nicht mehr geglaubt hat: Sie begegnet Angela, einer wunderschönen, klugen jungen Frau. Angela verliebt sich in Chloë, und Chloë verliebt sich in Angela – es könnte also alles ganz einfach sein. Nur, dass Angela ein kleines Problem mit Tageslicht hat. Und mit Kruzifixen. Und mit Knoblauch …

Heyne Verlag

Haach ja ein gebrochenes Herz lässt sich nicht so schnell heilen und so verbringt Chlöe ihr Leben in Büchern mit Katze auf dem Sofa. Mehr Clichee geht glaube ich nicht. Und für eine echte Bella Swan braucht man auch eine charmante klunge Frau mit Biss. Und sie haben so viel gemeinsam. Beide haben eine seltsame Wohnsituation, beide haben ein fast ganz normales Leben.

Diese Geschichte habe ich einfach verschlungen, es war eine herrlich leichte Geschichte mit der richtigen Portion Situationskomik. Ich musste so oft schmunzeln aber die Charaktere waren einfach zu blass und mir fehlten die Emotionen.

Es gab viel Drama aber zu wenig Gefühl in meinen Augen. Wenn man den Kopf abschaltet und einfach liest, ist es ein richtig gutes Buch. Es kommt nach einem ewigen hin und her das Stephenie Meyer alle Ehre macht und vermutlich auch noch Anna Todd zum Applaus bewegen würde, ein ordentlicher Showdown der es wirklich in sich hat.

In den USA gibt es schon weitere Bände. Ich bin gespannt wann ich wieder Chloe und Angela genießen kann.

Humorvolle Urbanfantasy mit Biss für verregnete Herbsttage.

LGBTQ+, Rezensionen

„Jetzt sind wir jung“ von Julian Mars

Vor kurzem habe ich ein Buch gelesen, welches schon seit 6 Jahren erhältlich ist. Ein queerer Coming-of Age Roman, der mir nie so wirklich aufgefallen ist. Was für ein Schade. Warum ihr „Jetzt sind wir jung“ lesen müsst, verrate ich euch heute.

ISBN3959850387
EAN9783959850384
Seiten324 Seiten
VeröffentlichtNovember 2015
Verlag/HerstellerAlbino Verlag
AutorJulian Mars

Als ob die Sache mit dem Erwachsenwerden nicht schon kompliziert genug wäre! Felix fragt sich, warum es ihm manche Menschen besonders schwer machen müssen. Seine Mutter will ihn einfach nicht loslassen, seine Freunde gehen ihm die meiste Zeit auf die Nerven – und dann ist auch noch sein Ex-Freund Martin plötzlich zurück in der Stadt. Felix weiß, dass die beiden eher früher als später aufeinandertreffen werden. Und er hat gute Gründe, sich vor der überfälligen Aussprache zu fürchten. Irgendwann fängt das Leben an, ernst zu werden. Und Felix hat das Gefühl, dass dieser Moment unmittelbar bevorsteht. 

Albino Verlag

Es geht doch nichts über einen guten Coming-of Age Roman. Einen Menschen beim Erwachsenwerden begleiten und sich selbst in den Charakteren wiederfinden. Wir „altern“ alle auf unterschiedlichen Wegen und doch können wir uns im Kern identifizieren mit der folgenden Aussage „Wir wollen unabhängig werden“. Ich finde wir brauchen mehr Romane, die nicht dem Schema F entsprechen. Felix steht vor dem Ernst des Lebens und ist davon ziemlich genervt.

So oft präsentieren mir Autor*innen Bücher in denen die Protagonist*innen noch nicht out sind und ihre Leidenschaft nur heimlich leben. Felix ist 24 Jahre alt und für lebt schon lange seine Queerness offen aus und bevorzugt die Anonymität, die man bspw. an einer Klappe hat. Seinen Ex-Freund Martin lernte er bei einem Aids-Test kennen und bleibt zunächst treu, doch das hält nicht ewig. Nach einer gefühlten Ewigkeit und sehr viel Sex mit anderen kehrt Martin zurück. Für Felix ein Alptraum, denn er will sich nicht dieser Realität stellen und doch muss er es.

Während viele heterosexuelle Autorinnen aus dem Wiedersehen sofort einen Porno kreiert hätten, schafft es Julian Mars auch auf die ernsten Töne zu achten. Während dem Lesen war ich ehrlich gesagt wirklich gefangen. Toilette – egal, Trinken – egal. Ich wollte einfach nur weiterlesen und habe die Zeit einfach verfliegen lassen. Der Schreibstil von Mars ist angenehm und man fliegt einfach durch die Seiten.

Wie ich bereits erwähnt habe war das Debüt sehr sexpositiv und danke das braucht es bei unserem konservativen Buchmarkt endlich mal. Hier in Deutschland lesen 14-Jährige schon Fifty Shades of Grey und ähnliches aber bei queerem Sex heißt es „Ih das ist nichts für Jugendliche“. Die Charaktere sind auch mehr als die üblichen Klischees, die man sonst im Genre serviert bekommt. Sie haben Ecken und Kanten und genau das macht alle sympathisch. Man versteht Felix und auch seine Freund*innen Gabriel und Emille. Einen kleinen Kritikpunkt: Die Gedankensprünge von Felix waren manchmal etwas anstrengend, wenn man gerade bei Punkt B war und Punkt C erwartete, kam dann Punkt F. Julian Mars serviert uns einen erfrischenden New Adult Roman und wirklich ein herausragendes Debüt. Zum Glück liegt der nächste Band bei mir schon auf dem Lesestapel. Vom Handlungsverlauf fand ich es einfach perfekt.

Julian Mars erzählt mit seiner eigenen Stimme und ich will von dieser Stimme definitiv mehr auf dem Buchmarkt sehen.

LGBTQ+

Was ist dieses LGBTQIAAP* und warum gendere ich?

Liebe Schüler*innen, liebe Leser*innen, heute möchte ich euch einmal die Basics erklären.

LGBTQ+ ist einfach erklärt. Es steht für eine große Community, die aus mehreren Communities besteht, um es kurz zu sagen.

Lesbian,Gay, Bisexual, Transgender, Queer, Intersexual, Asexual, Aromantic, Pansexual.

Sexualität und Gender sind zwei paar Schuhe. Exkurs zum Thema Gender: cis = Person ist sich im reinen mit der angeborenen Geschlechtsidentität; trans= Person ist nicht im reinen mit der angeborenen Geschlechtsidentität bzw ordnet sich nicht dem binären Geschlechtssystem zu.)

Einige Begriffe mögen euch vielleicht nicht direkt etwas sagen, viele innerhalb der Community müssen stets um Sichtbarkeit in der Welt kämpfen. Der Grund ist unsere Gesellschaft.

BISEXUAL

Menschen, die sich als bisexuell outen haben direkt mit Gewissen Sprüchen zu kämpfen.

Person A (Cis Mädchen-bisexuell): Hey ich möchte dir mitteilen, dass ich bisexuell bin.

Person B (Cis-Hetero): Sag das nicht, das ist bestimmt nur eine Phase. Du brauchst nur einen Kerl der dich gut „nimmt“.

Solche Sachen wie von Person B dürfen sich bisexuelle Menschen sehr oft anhören. Sie werden nicht ernst genommen von unserer Gesellschaft und häufig wird es als Phase betitelt. Als bisexuelle Person fühlt man sich zu zwei Geschlechtern hingezogen.

Das heißt mal hat Person A einen Partner, mal eine Partnerin. Das muss unsere Gesellschaft akzeptieren.

Repräsentation ist genau deswegen selten in Büchern zu finden. Bisexual Erasure wie in „Date my Bryson Keller“ führt genau zu dieser Problematik. Bisexual Erasure bedeutet das nur von Hetero- und Homosexualität ausgegangen wird.

Transgender

Trans hat nichts mit Sexualität zu tun, sondern mit Gender, deswegen sagt man Transgender und nicht Transsexualität. Trans bedeutet, dass bei der Geburt ein Geschlecht zugewiesen wird, das nichts mit der eigenen Identität zu tun hat. Trans Personen ordnen sich der jeweils anderen Geschlechtsidentität des binären Geschlechtssystems zu. Doch nicht alle. Einige Menschen ordnen sich nicht dem binären Geschlechtssystem zu. Sie sind weder männlich, noch weiblich. Dies bezeichnet man als „Nicht-Binär“. Um diese Personen in die Sprache zu inkludieren gendert man.

Viele trans Personen nutzen Neopronomen wie bspw they.

Queer

Einige Menschen haben sich nicht festgelegt. Sie ordnen sich nicht einem Label zu. Sie wissen ihre Sexualität ist nicht Hetero und diese Menschen bezeichnen sich einfach als Queer. Sie gehören ebenso zur Community.

Inter

Intersexuelle Menschen sind nicht mit eindeutigen Geschlechtsmerkmalen auf die Welt gekommen. In den Biologie gibt es bestimmte Kategorisierungen um Menschen ein Geschlecht zuzuordnen. Eine bestimmte Menge Östrogen oder Testestoron. Stimmen diese Werte nicht ein wird ein Mensch als Intersexuell gelabelt.

Aromantik&/Asexualität

Wir werden so erzogen, das eine romantische Beziehung Pflicht ist. Unserer Gesellschaft zwingt uns in Beziehungen, ansonsten gelte man als Außenseiter und das ist einfach nur toxisch. Es gibt Menschen, die wollen keine romantische oder sexuelle Beziehungen, oder eben beides nicht (aro-ace).

Pansexualität

Durch Miley Cyrus wurde Pansexualität für unsere Gesellschaft immer mehr ein Begriff. Pansexualität bezeichnet die Anziehung zu anderen Menschen unabhängig von Gender oder Sexualität.

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Klara und die Sonne von Kazuo Ishiguro

Der Literaturnobelpreisträger hat ein neues Werk. Hat es mich überzeugt?

ISBN3896676938
EAN9783896676931
Seiten352 Seiten
VeröffentlichtMärz 2021
Verlag/HerstellerBlessing Karl Verlag
AutorKazuo Ishiguro
ÜbersetzerÜbersetzt von Barbara Schaden

Klara ist eine künstliche Intelligenz, entwickelt, um Jugendlichen eine Gefährtin zu sein auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Vom Schaufenster eines Spielzeuggeschäfts aus beobachtet sie genau, was draußen vor sich geht, studiert das Verhalten der Kundinnen und Kunden und hofft, bald von einem jungen Menschen als neue Freundin ausgewählt zu werden. Als sich ihr Wunsch endlich erfüllt und ein Mädchen sie mit nach Hause nimmt, muss sie jedoch bald feststellen, dass sie auf die Versprechen von Menschen nicht allzu viel geben sollte.

Blessing Verlag

Das Thema Künstliche Intelligenz ist kein neues Thema. Und doch schafft Ishiguro es eine Frsiche Note in die Geschichte einzubringen. Wie Klara die Welt aus dem Schaufenster sieht fand ich wahrlich faszinierend. Wie die Menschen aus der Ferne auf sie wirken und wie sich das wandelt. Welche kleine Faktoren genügen in denen wir Menschen einfach eine Enttäuschung sind. Josie ist schwerkrank und wird die neue Gesellschaft von Klara. Doch Klara weiß nicht, was Josies Mutter wirklich im Sinne führt.

Könnte eine KI diesen Job ausführen? Schafft es eine KI dermaßen menschlich zu scheinen. Ishiguro schafft es die Geschichte auf eine sehr poetische Art zu erzählen und mich als Leser einfach mitzureißen. Die Geschichte ist eine spannende Studie. Wirklich, Ishiguro schafft es uns mehr über das Mensch-sein beizubringen. Wobei ich mir vielleicht bei manchen Szenen etwas mehr Gefühl gewünscht hätte. Trotz allem legt der Autor hier den Finger in die Wunde der Menschheit und zeigt, wo sich die Menschen die ändern müssen. Dinge, die eine Künstliche Intelligenz sieht, aber die Menschen schmerzlichst ignorieren.

Unbedingt lesen!

LGBTQ+, Rezensionen

Ich bin Harrow von Tamysn Muir

Nach Ich bin Gideon erscheint endlich die Fortsetzung des außergewöhnlichsten Science-Fiction Roman der letzten Jahre. Konnte Band 2 mit dem Ersten festhalten? Die Rezension ist spoilerfrei.

ISBN3453321561
EAN9783453321564
Seiten700 Seiten
VeröffentlichtSeptember 2021
Verlag/HerstellerHeyne Taschenbuch
AutorTamsyn Muir
ÜbersetzerÜbersetzt von Kirsten Borchardt

Es herrscht Krieg im Imperium – ein Krieg, von dem die meisten Planeten bislang verschont wurden. Zu verdanken haben sie dies dem aufopfernden Dienst der neun Nekromanten, die dem Imperator im Kampf gegen die Angriffe eines todbringenden Feindes helfen. Harrow Nonagesimus, die Erbin des Neunten Hauses, ist nun eine von ihnen – doch der Dienst, der von ihr verlangt wird, ist so ganz anders als erwartet. Und sie weiß nicht, ob sie ihn überleben wird …

Heyne Verlag

Ich bin Harrow ist definitiv nichts für zwischendurch. Tamsyn Muir lässt Harrow in der zweiten Person erzählen, was am Anfang definitiv ersteinmal anstrengend und gewöhnungsbedürftig ist und wechselt dann wieder in die dritte Person. Gideons Art gerät eher in den Hintergrund, was mir an manchen Stellen wirklich fehlt. Denn Gideon hat das erste Buch für mich wirklich lesenswert gemacht.

Ich bin immer daran interessiert neue Welten kennenzulernen und mehr zu erfahren. Das fehlt mir hier leider komplett. Das Worldbuilding wird ausgelassen. Trotzdem kam ich nach einiger Zeit in die Geschichte rein und war wieder genauso fasziniert wie beim ersten Band.

Die Enthüllungen die der krönende Abschluss des Buches sind, sind einfach der größte Mindfuck. Diese Twists waren einfach so genial gesetzt. Hach ja eine tolle außergewöhnliche Reihe, die einfach hervorsticht.

LGBTQ+, Rezensionen

Shuggie Bain von Douglas Stuart

Shuggie Bain hat 2020 den Booker Prize erhalten. Die Geschichte hat die Literaturwelt bewegt, doch hat sie auch mich bewegt?

ISBN9783446271081
Seiten491 Seiten
VeröffentlichtAugust 2021
Verlag/HerstellerHanser Berlin
AutorDouglas Stuart
ÜbersetzerÜbersetzt von Sophie Zeitz

huggie ist anders, zart, fantasievoll und feminin, und das ausgerechnet in der Tristesse und Armut einer Arbeiterfamilie im Glasgow der 80er-Jahre, mit einem Vater, der virile Potenz über alles stellt. Shuggies Herz gehört der Mutter, Agnes, die ihn versteht und der grauen Welt energisch ihre Schönheit entgegensetzt, Haltung mit makellosem Make-up, strahlend weißen Kunstzähnen und glamouröser Kleidung zeigt – und doch Trost immer mehr im Alkohol sucht. Sie zu retten ist Shuggies Mission, eine Aufgabe, die er mit absoluter Hingabe und unerschütterlicher Liebe Jahr um Jahr erfüllt, bis er schließlich daran scheitern muss. Ein großer Roman über das Elend der Armut und die Beharrlichkeit der Liebe, tieftraurig und zugleich von ergreifender Zärtlichkeit.

Hanser Verlag

Dieser Roman hat mich im wahrsten Sinne des Wortes fertig gemacht. Diese Worte gehen mir nicht aus dem Kopf. Seit Tagen beschäftigt mich schon Shuggie Bain und die letzte Seite ist schon eine Weile her und trotzdem ist der Roman noch präsent.  Auf den ersten Blick ist dieser Roman eine typische Mutter-Sohn-Beziehung, denn Shuggie (eigentlich Hugh) versucht seiner Mutter zu helfen.

Seit sie ihren ersten Ehemann verließ und ins Unglück stürzte, ist ihr bester Freund Alkohol. Shuggie versucht sich in der Arbeiterklasse in Glasgow zu beweisen und seine Mutter zu unterstützen. Seine Halbgeschwister haben sich von der Familie isoliert, da sie immer toxischer wurde.

Der Autor porträtiert uns eine triste graue Welt. Die einzelnen Schattierungen sind Armut, Missbrauch, Sucht und natürlich Schmerz.  Und doch steckt in diesen traurigen, schweren Seiten ein Funke Hoffnung. Die Hoffnung das es Agnes und Shuggie besser gehen wird, doch in der Zeit der eisernen Lady ging es vielen nicht gut. Douglas Stuart erzählt bildhaft und man sieht Shuggies Welt vor den eigenen Augen. Man sieht, wie er als Jugendlicher in der Schule behandelt wird (weil er sich an die vorgegebenen Normen anpasst) und wie es im Elternhaus zugeht und vor allem viele Männer ihm Leid antun und wie viel Leid Agnes zugetragen wird. Wir beobachten die Gesellschaft, wie sie sich gegenseitig zerfleischt. Manchmal muss man in dieser traurigen Welt trotzdem lächeln. Doch für diese Geschichte muss man bereit sein.

Sie erfordert eine Menge Kraft. Roxanne Gay vergleicht das Buch mit „A Little Life“ von der Intensität her, stimmt dieser Vergleich bestimmt. Selten hat mich ein Buch so bewegt und so nachdenklich gestimmt. Für viele eine harte Lektüre, doch sie ist jede Mühe wert.

Zum Schluss stiegen mir noch mehr Tränen in die Augen, als ich herausgefunden habe, das diese Geschichte zum Teil autobiographisch ist.

Die Geschichte ist definitiv deprimierend, doch auch im tiefsten Schatten gibt es immer einen Lichtschimmer. Hier wird uns aber auch gezeigt, wie viel eine Sucht uns nehmen kann.

LGBTQ+

Dinge an die wir nicht glauben | Bryan Washington

Memorial von Bryan Washington ist nun in Deutschland erschienen. Werfen wir einen Blick auf das Werk.

FormatHardcover
ISBN9783036958477
Seiten384 Seiten
VeröffentlichtAugust 2021
Verlag/HerstellerKein + Aber
AutorBryan Washington
Übersetzer Werner Löcher-Lawrence

WORUM GEHT ES LAUT KLAPPENTEXT?

In Bens und Mikes hitzigen Streitereien fliegen schon mal Handys durch die Gegend. Ihre Konflikte löst das junge Paar mit Sex. Ben, ein schwarzer Kindergärtner, und Mike, ein Koch mit japanischen Wurzeln, leben seit vier Jahren zusammen in Houston. So richtig glauben beide nicht mehr an ihre Liebe.
Als Mikes schroffe Mutter Mitsuko aus Japan zu Besuch kommt, reist Mike überstürzt ab, um seinen todkranken Vater zu pflegen, den er seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Ben bleibt zurück mit einer fremden Frau, die auf Distanz geht und erst mal wortlos die ganze Küche umräumt. Aber mit der Zeit merken Ben und Mitsuko, dass sie Mike durch den jeweils anderen neu kennenlernen. Seine Abwesenheit wird zum verbindenden Glied. Doch dann kehrt Mike zurück, und das fragile Gebilde gerät ins Wanken.

WIE SEHE ICH DAS WERK ?

Bryan Washingtons Romandebüt ist nun auch bei uns in Deutschland erhältlich. Eine erfrischende Abwechslung für den sonst so eintönigen deutschen Buchmarkt. In „Dinge in die wir nicht glauben“ geht es um ein queeres Paar, deren Beziehung man auf den ersten Blick zu Beginn nicht nachvollziehen kann und erst mit dem Auftauchen einer weiteren Komponente ergibt alles einen Sinn.

Mike und Ben sind nicht unbedingt das harmonischste Paar. Im Streit fliegen nicht nur Worte und die Lösung der Probleme sind meist Verlangen und Lust. Als Mikes Mutter Mitsuko zu Besuch bekommt, ergreift er die Flucht. Ben bleibt allein mit einer Frau, die er nicht kennt. Bryan Washington hat die Höhepunkte und Tiefpunkte einer schwulen Beziehung wunderbar porträtiert. Was auf den ersten Blick sehr simpel wirkt, ist eine komplexe Geschichte, die einen mitnimmt. Die Beziehung erscheint auf den ersten Blick toxisch, doch ist sie das wirklich. Dieses Buch ist einfach soviel mehr als es zu sein scheint. Es ist ein Kennenlernen und ein Auseinanderdriften und wieder ein zusammenkommen. Es ist so vieles.

Washingtons Art die Geschichte zu erzählen, war etwas gewöhnungsbedürftig, aber es passte. Manchmal war es zu monoton und doch passte es einfach zu der Beziehung von Ben und Mike. Sie sind nicht perfekt. Sie sind einfach sie selbst. In unserer heutigen Gesellschaft muss man einer bestimmten Norm entsprechen, um akzeptiert zu werden. Man muss Vorzeigebeziehungen führen, es muss uns immer gut gehen. Wir sollen uns am besten nicht beklagen, sonst ist man nicht stark genug. Unsere Gesellschaft braucht die Geschichte von Mike und Ben um etwas mehr über Akzeptanz zu lernen.

Eine kleine Vorwarnung: Nach diesem Buch habt ihr Hunger ;D Ihr erkundet mit dieser Lektüre Kulturen. Wie gesagt dieser Roman ist einfach soviel mehr als eine simple Beziehungsgeschichte zur Unterhaltung. Stilistisch einfach on point. Man verliert sich schnell in den Seiten, nachdem man sich an den etwas speziellen Schreibstil gewöhnt hat.

Ich hoffe wir bekommen noch weitere Bücher von diesem Autor präsentiert.