Heute habe ich die Ehre Karla Paul auf meinem Blog begrüßen zu dürfen.
Karla Paul ist eins meiner großen Vorbilder in der literarischen Szene.
Für das aktuell im Goldmann Verlag erschienene Buch „The future ist female“ hat sie einen Essay geschrieben, den ich sehr sehr großartig fande und passend zu „The Future is female – Was Frauen über Feminismus denken „werde ich heute mit ihr über Feminismus Reden.
Ihren Essay könnt ihr kostenlos auf Facebook lesen.
The Future is Female könnt ihr in jeder Buchhandlung erwerben.
Timo:
Hallo Karla, schön dass du hier Zeit nimmst. Meine erste Frage ist direkt wie kam es zu deinem Essay? Was waren deine ersten Gedanken als du von der Buchidee zu THE FUTURE IS FEMALE erfahren hast?
Karla:
Ich freue mich, dass das Thema Feminismus nicht nur, aber gerade wegen des Buches Aufmerksamkeit und Diskussionsräume erhält. Das war tatsächlich auch mein erster Gedanke bei der Anfrage – toll, eine neue Generation von vielseitigen, modernen, bekannten Frauen spricht über ihre Weiblichkeit und ich darf ein Teil davon sein. Meine Zusage war für mich selbstverständlich und meine Teilnahme bis heute eine Ehre. Dann ging es aber darum, bei all den diversen, bestärkenden Stimmen noch einen freien Raum zu finden d.h. über welchen Bereich sollte ich schreiben, was kann ich den Leser_Innen mitgeben, wie begeistere ich möglichst viele Menschen für die Notwendigkeit von Feminismus und zeige gleichzeitig auf, wie einfach und selbstverständlich die Umsetzung im Alltag aussehen kann – sowohl für Anfänger_Innen als auch Fortgeschrittene! Ich entschied mich dann gegen sachliche Informationen, gegen aufrüttelnde Wut, gegen dramatische Erfahrungen und für einen offenen Text voller Liebe zu sich selbst und anderen Frauen und hoffe, damit eine Verbindung zu knüpfen. Das bedeutet für mich die wichtigste Grundlage im Miteinander – sich in der Anderen wiederzufinden, die Gleichheit ebenso wie die Vielfalt zu erkennen und den Wunsch zu entdecken, gemeinsam und füreinander weiterzugehen.
Timo: Wie definierst du für dich Feminismus?
Karla:
Feminismus steht grundsätzlich für ein aktives Leben von Frauenrechten – im Alltag, in der Politik, in der Erziehung, im Miteinander. Im Idealfall gelingt es, die patriarchalen Strukturen der Gesellschaft aufzubrechen und gleichwertige Menschenrechte zu leben. Dafür gibt es sehr viele positive Ansätze und jeder Mensch kann sich seinen Möglichkeiten und Vorlieben entsprechend Wege ergehen, die Welt zu verändern. Je mehr wir uns damit auseinandersetzen, desto mehr wird klar, wie komplex und umfassend das Thema ist. Das sollte aber nicht verschrecken, sondern ermutigen, sich zu informieren und umzusetzen, was geht.
Deswegen versuche ich es oft mit alltäglichen Ansätzen zu erklären:
Andere Frauen nicht wegen ihres Aussehens zu kritisieren, das ist Feminismus. Seinen eigenen Wert zu kennen und einzufordern, das ist Feminismus. Sich für Freundinnen, Kolleginnen, Alleinerziehende einzusetzen und sie zu bestärken, wenn sie gerade selbst keine Kraft dafür haben, das ist Feminismus. Männer zu fördern, die sich gegen patriarchale Werte auflehnen, das ist Feminismus. Das und vieles mehr – unser ganzer Alltag besteht aus tausenden Entscheidungen und in sehr vielen Bereichen können wir uns für Gleichberechtigung und Menschlichkeit und gegen Angst, Unterdrückung und toxische Strukturen entscheiden, alles davon zählt.
Timo: Was können Männer zum Thema Feminismus beitragen?
Karla:
Zuhören und sich für die Probleme anderer Menschen zu öffnen, ist immer der beste Anfang. Hier ist erst mal gar kein großer Aktivismus gefragt, sondern reine Empathie: aha, da gibt es gesellschaftliche Probleme mit enorm schädigenden Folgen, ich lasse mir das mal erklären. Viele Männer und auch Frauen haben noch gar keinen richtigen Blick dafür entwickelt, weil das Patriarchat heute oft eher versteckt und weniger offensichtlich als früher agiert. Es gibt aber inzwischen viele Organisationen, Bücher, Filme, die die Themen deutlich und einfach erklären. *Beispiele für die Probleme sind der Gender Pay Gap (d.h. Frauen erhalten weltweit 22 Prozent weniger Geld für die gleiche Arbeit), ein ungleiches Rollenbild in den Medien (die Wikipedia besteht zu 82 Prozent aus Artikeln über Männer / im Fernsehen werden Moderationen, Expertenrunden und selbst das Kinderfernsehen zu 70-80 Prozent von Männern dominiert / ein ähnlicher Prozentsatz ist im Feuilleton zu finden uvm.), die zunehmende Gewalt gegen Frauen (über 80 Prozent von Gewaltopfern sind Frauen & alle 2,5 Tage wird eine Frau von ihrem Partner oder ehemaligen Lebensgefährten getötet) sowie sexuelle Belästigung und weiterhin vorherrschende Ungleichheit bei der häuslichen Arbeit und Kindererziehung sind nur einige von vielen Themen. Fakt ist also: da gibt es sehr viele Probleme und sie betreffen jedes Mädchen und jede Frau direkt oder indirekt.
Dafür sollte Mann sich öffnen, vorsichtig nachfühlen und zuhören und dann die Frauen direkt fragen, was sie tun können – das ist von Fall zu Fall unterschiedlich und jede Frau benötigt anders Unterstützung, je nach Persönlichkeit, sozialer Lage, Alter und Betroffenheit. Das ist aber kein Gefallen, den Männer Frauen tun, sondern einfach der richtige Weg, Frauen das zurückzugeben, was ihnen seit Jahrtausenden zusteht. An der Lösung müssen wir aber alle arbeiten und ebenso, wie viele Männer ganz selbstverständlich Gleichberechtigung leben und täglich empathisch agieren, gibt es auch Frauen, die hier gegen das eigene Geschlecht arbeiten und von denen ich mir Veränderung wünsche. Also, es gibt keine Ausrede, wir müssen alle ran!
Vorschläge:
– die Probleme anerkennen und den Blick dafür öffnen, wie sie das direkte Umfeld betreffen
– Frauen zuhören und Unterstützung anbieten
– nachfühlen, inwiefern das Patriarchat auch Männer benachteiligt
– sexistisches, gewalttätiges Verhalten bei anderen Männern erkennen, ansprechen und unterbinden
– sich persönlich und politisch für Feminismus einsetzen
*Quellen:
https://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2018-11/franziska-giffey-bundesfrauenministerin-spd-frauenhaeuser-ausbau-haeusliche-gewalt-lebensgefaehrten
http://www.spiegel.de/karriere/wikipedia-warum-es-kaum-eintraege-ueber-wissenschaftlerinnen-gibt-a-1214462.html
https://meedia.de/2017/07/13/studie-von-maria-furtwaenglers-stiftung-frauen-im-fernsehen-deutlich-unterrepraesentiert/
Timo: Denkst du es muss sich etwas bei den Verlagen ändern, das das Thema präsenter wird?
Karla:
Es hat sich weltweit in den letzten Jahrzehnten bereits sehr viel zum Positiven verändert. Oft fehlt uns bei all den Problemen der Blick für das Große, diese Entwicklung sollten wir aber anerkennen. Dennoch ist natürlich weiterhin viel zu tun. Dies betrifft auch den Medienbereich. Von Verlagen erwarte ich, dass sie nicht nur Bücher zum Thema veröffentlichen, sondern die Inhalte verstehen und bei sich selbst verändern. Im Literaturbereich haben wir ein sehr großes Ungleichgewicht – hier arbeiten weiterhin viele Frauen in den unteren Ebenen und die Männer im Leitungsbereich. Es gibt einige weibliche Verlegerinnen, aber der Umgang zwischen den Geschlechtern und auch mit den Inhalten ist weiterhin von Sexismus und Ungerechtigkeit geprägt. Hier geht es nicht um eine Schuldverteilung, sondern darum, dass jeder und jede sich engagiert und im eigenen Bereich Lösungsmöglichkeiten findet, unabhängig vom Geschlecht.
Timo : Was ist das größte Problem des Feminismus in deinen Augen?
Karla:
Die Angst, das größte Problem ist immer die Angst. Viele Männer haben Angst, dass sie Privilegien verlieren und sich nicht in einer anderen, neuen Rollenverteilung zurecht finden. Viele Frauen haben Angst, dass sie nicht stark, nicht gut genug sind um für sich selbst zu stehen und ohne die Kontrollmechanismen des Patriarchats gezwungen sind, ihren Weg eigenständig zu gehen. Ich kann das sehr gut nachfühlen. Wir sind von vielen Mustern und Erfahrungen geprägt – es ist sehr schwer diese loszulassen und tatsächlich voll und ganz für und zu uns selbst zu stehen. Deswegen ist es so wichtig, dass wir nicht nur gesetzliche und politische Änderungen schaffen, sondern die Menschen selbst stärken und ermutigen, diese Ängste loszulassen. Das ist, ich spreche aus eigener Erfahrung, tägliche Arbeit an und mit sich selbst, aber jeder Schritt auf einem neuen Weg ist es wert und wird tausendfach belohnt.
Timo : Keira Knightleys Text heißt „Das schwächere Geschlecht“, gibt es in deinen Augen überhaupt ein schwächeres Geschlecht?
Karla:
In meinen Augen gibt es per se kein starkes oder schwaches Geschlecht. Schwäche bedeutet für mich, der Angst, der Negativität, der Gewalt und der Hoffnungslosigkeit nachzugeben. Das ist aber selten auf einen ganzen Menschen abzubilden, wir können uns immer und sofort verändern und in eine bessere Richtung wenden. Oft geht es hier um die kleinen Entscheidungen, die dann große Folgen haben. Männer sind nicht schwach oder stark, Frauen auch nicht – es sind die Handlungen, die Lebensweisen. Es ist stark, sich für Andere einzusetzen. Es ist stark, seinen eigenen Weg zu gehen und Andere mitzunehmen. Es ist stark, über die eigenen Ängste hinauszuwachsen und Muster zu überwinden. Mit dem Geschlecht hat das aber nichts zu tun und auch Keira bricht dieses Vorurteil in ihrem Text sehr gekonnt und einprägend auf.
Timo: Du bist eine sehr starke Persönlichkeit Karla, wo siehst du persönlich deine Schwächen?
Karla:
Meine größte Schwäche ist mein Ego. Ich arbeite seit einem knappen Jahr mit einem Buch, „Der tägliche Stoiker“, und übe mich in Selbstreflexion mit anschließender Verhaltensänderung. Das bedeutet natürlich auch, sich negativen Verhaltensweisen und Gedanken offen zu stellen, was ehrlich gesagt oft mehr als schmerzhaft ist. Aber ich bemerke nun wesentlich schneller, wenn ich in alte Muster zurückfalle und kann meine Ängste anerkennen und verarbeiten. Zudem verlange ich sehr viel von mir und übertrage das noch zu oft auf Andere, ohne ihre jeweiligen Umstände und Hintergründe einzugehen und mich, sagen wir es mal ganz offen, um meinen eigenen Mist = Brainfuck zu kümmern.
Ich halte das Erkennen eines Problems aber für den ersten wichtigen Schritt und so gelingt es mir immer öfter, zu verändern, mich immer mehr zu öffnen, Empathie zu zeigen, das Ego herunterzufahren und die positiven Kräfte wachsen zu lassen. Viele innere und äußere Steine bin ich auf meinem Weg bereits losgeworden, ich freue mich auf die weitere Entwicklung!
Timo: In deinem Essay „Ich sehe dich“ geht es darum, das Frauen gemeinsam vieles erreichen werden und jeder seinen Teil dazu beitragen muss. Wo denkst du muss noch jeder agieren?
Karla:
Wir sollten uns füreinander öffnen, anstatt hinter Mauern aus negativen Emotionen zu verbarrikadieren. Die Frage ist immer: agiere ich aus Angst oder aus Liebe? Für diese Weltveränderung muss man gar nicht erst in die Politik gehen oder in der Gewerkschaft aktiv sein, das geht sehr schnell und positiv im eigenen Netzwerk.
Ein Beispiel.
Neulich las ich eine Meldung – ein prominentes Paar brachte gemeinsam ein gesundes Kind auf die Welt. Nun gab es verschiedene Reaktionen darauf und es lässt sich schnell erkennen, welche aus Liebe und welche aus Angst entstanden. Viele Menschen hinterliessen Herzen und schrieben Glückwünsche und erkundigten sich nach Größe und Gewicht des neuen Erdenbürgers oder kommentierten eigene Erfahrungen von der Geburt ihrer Kinder. Unabhängig davon, dass das Pärchen diese Kommentare wahrscheinlich nie lesen wird, entstand ein positiver Austausch unter denen, die sich über dieses Ereignis freuten und Ähnliches aus dem eigenen Leben miteinander teilten. Sie nahmen es zum Anlass, um Dankbarkeit zu zeigen und sie zu verbreiten.
Aber es gab auch andere Reaktionen. Manche kritisierten das Äußere der Eltern, oder hinterfragten ihre Fähigkeit, gute Eltern zu sein. Sie regten sich über den finanziellen und prominenten Status auf und fanden sehr schnell weitere Gründe und Möglichkeiten, sich gegenseitig im Lästern, Hetzen und grundlosen Kritisieren zu überbieten. Sie übertrugen ihre eigenen inneren Probleme (meist ist es das falsche Gefühl, nicht gut genug zu sein und dies auch nicht ändern zu können) nach außen und wandten ihre Sorgen und Ängste gegen Andere.
Wie fühlt sich nun die junge Mutter, wenn sie möglicherweise gerade einen der schönsten Augenblicke ihres Lebens genießt, selbst voller Fragen für die Zukunft ist und ihr das nicht nur nicht gegönnt wird, sondern sie auch beschimpft, ihr Aussehen und ihre Fähigkeiten infrage gestellt werden? Feminismus bedeutet für mich, ihr an dieser Stelle Liebe entgegen zu bringen, die Hand zu reichen und sie zu unterstützen. Ich möchte das bestmögliche Leben für mich, also hast Du es auch verdient – wie schaffen wir das gemeinsam? Dieser Gedanke und die tägliche Umsetzung ist zutiefst feministisch und die Umsetzung können wir jederzeit lernen und leisten.
Timo: Wie problematisch sind Männer wie Donald Trump für die Welt?
Karla:
Ich zitiere mal meinen Vater: „Das Problem sind nicht die Männer, das Problem sind die Arschlöcher!“ Selbstverständlich gibt es viele Menschen, die gesellschaftliche Entwicklungen nicht nur aufhalten, sondern auch noch boykottieren. Es gab sie immer und wird sie immer geben. Wir können den Status feststellen und offenlegen, überlegen, ob wir selbst etwas daran ändern können und uns dann wieder um die eigenen Möglichkeiten der positiven Veränderung kümmern.
Im Fall von Donald Trump bedeutet das für mich, seine Mängel deutlich zu benennen (das übernimmt er ja aber täglich selbst, praktisch) und dann zu überlegen, was wir tun können:
– politische Aufklärung betreiben
– die Menschen mit Bildung bestärken, sich selbst zu informieren und das sinnvoll einzuordnen
– selbst politischen Raum einnehmen
– meine Stimme nutzen, um Positives zu verbreiten, zu wählen und Menschen zu fördern, die einen anderen Wert gehen
– Kraft, Liebe, Energie sammeln und sich ein gutes, stärkendes Netzwerk bauen, das einen auch in Krisensituationen unterstützt und Antworten auf bauchschmerzende Fragen gibt
– sich nicht zu viele schlechte Nachrichten reinzuziehen, sondern nach Standermittlung so gut wie möglich leben, es genießen, aktiv positiv denken und arbeiten
– sich „positives Trollen“ als Hobby angewöhnen (Glücksbärchi Lifestyle)
– es selbst besser machen (hart genug)
Was ich für kontraproduktiv halte (gilt auch für deutsche Beispiele wie die AfD):
– sich auf das Niveau Anderer herunterzubegeben (Michelle Obama: „When they go low, we go high!“)
– populistisch agieren und reagieren
– sich passiv von der Umgebung in den Negativstrudel ziehen lassen
– der Hoffnungslosigkeit ergeben (kurzfristig einfacher, langfristig eine Katastrophe)
– die eigene Energie, Reichweite und Möglichkeiten auf das Negative zu verschwenden
– den Kopf in den Sand zu stecken und zu schweigen, nur weil man sich nicht für stark/informiert genug hält (Ausrede!)
– sich von der Angst, dem Hass vereinnahmen lassen und damit als trojanisches Pferd zu dienen
Timo: Hast du Vorbilder? Wenn ja, wer?
Karla:
Nein, habe ich nicht. Ich sammle mir täglich durch Bücher, Dokumentationen, TED Talks, soziale Medien verschiedene Ereignisse, Zitate, Momente, Erfahrungen zusammen, die mir in unterschiedlichen Situationen helfen und mich an meine eigenen Stärken erinnern. Ich versuche auch möglichst viel davon auf diversen Wegen zu teilen und zu streuen – mit diesem Interview zum Beispiel!
Timo: Welcher Essay in The Future is Female ist dein persönlicher Favorit?
Karla:
Ausweichantwort: alle! Tatsächlich sprechen sie alle unterschiedliche Emotionen, Probleme und Seiten von mir an und geben mir auch Einblicke in bisher (teilweise glücklicherweise) unbekannte Erfahrungen. Ich schätze das Buch besonders als Gesamtpaket und als tolle Abbildung der menschlichen Vielfalt und Möglichkeiten! Ich hoffe, die Leser_Innen sehen es ebenso und jede-/r ist aufgerufen, diese Sammlung beständig selbst zu ergänzen!
Timo: Wer ist die stärkste weibliche Persönlichkeit in der Literaturszene deiner Meinung nach?
Karla:
Diese Frage ist Teil des Problems. Indem wir manche Menschen über uns stellen, stufen wir leider auch viele Menschen herab. Wenn ich antworten würde „XY ist die stärkste Frau“ würde das bedeuten, dass alle anderen Frauen weniger stark sind – aber das ist ja nicht der Fall. Jede/r lebt das unterschiedlich aus und manche Menschen finden früher zu ihren Stärken, manche später, manche haben aufgrund verschiedenster Benachteiligungen leider nie diese Möglichkeiten – sind deswegen aber nicht schwach. Mit dem Schaffen von angeblich perfekten Bildern fördern wir nur negative Verhaltensweisen wie Vergleichen, Lästern, Neiden. In diese Lücken schlagen dann Konzerne, die uns teilweise überteuerte und unnötige Produkte verkaufen, um die inneren Löcher zu füllen. Das unterstütze ich nicht.
Ich kann zum Beispiel in diversen Situationen große Stärke beweisen und ebenso große Schwäche, wenn ich in alte Muster verfalle und mich verhalte wie eine rücksichtslose, egoistische Bitch. Niemand von uns ist perfekt, wir alle arbeiten an uns und lernen, entwickeln uns und unsere Fähigkeiten – das ist gleichzeitig eine Verpflichtung und eine wunderbare Möglichkeit!
Aber um wenigstens ein bisschen Orientierung und Halt zu bieten: die Schriftstellerin Maya Angelou (1928-2014) hat ihr Leben aus meiner Sicht sehr sinn- und wertvoll genutzt und es gibt viele Veröffentlichungen von ihr und über sie, aus denen ich lerne. Wer möchte, kann sich in der Dokumentation „And still I rise“ (Netflix) selbst ein Bild machen und für sich selbst Stärkendes mitnehmen.
Timo: Wie stehst du zur Farbe Pink?
Karla:
Positiv – sie leuchtet, fällt auf, steht für positive Emotionen!
Timo: Was ist deine Meinung zur Einteilung blau = männlich, rosa = weiblich?
Karla:
Das Problem sind nicht die Farben, sondern die damit verbundenen Schubladen! Der wichtige Unterschied ist: können oder müssen? Ist es ein Angebot oder eine Pflicht? Das Leben ist bunt, unsere Gesellschaft ist bunt, unsere Welt ist bunt – deswegen sollten wir für all das unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft Raum und Wege schaffen und es nicht als Begrenzung verstehen. Nicht jeder Mensch ist gleich, aber die Möglichkeiten sollten es sein.
Timo: Was möchtest du jeder Frau mit auf den Weg geben?
Karla:
Das, was ich jedem Menschen auf den Weg geben möchte:
Lebe und liebe so viel Du nur kannst und das in jedem Augenblick, in jeder Entscheidung, in jedem Schritt. Wähle die Liebe und nicht die Angst, es wird immer der richtige Weg sein.
Timo: Danke liebe Karla, dass du dir die Zeit genommen hast.
Karla:
Von Herzen gern. Vielen Dank, dass Du Dich für Feminismus interessierst, engagierst und dem Thema und damit der positiven Veränderung auf Deinen Wegen Raum, Zeit und Energie gibst
2 Comments
Ein sehr spannendes Interview! <3
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